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Max-Georg Bose "Kriegsgefangene – Guten Morgen!"
24.04.2014, 10:08

Auszüge aus dem Buch

14. Lagerleben in Tscherepowez / Lager 7437 (Winter 1946) (Auszug von Seiten 179-182)

Buchautor Max-Georg BoseBevor uns das Lager annahm, mußten wir in Quarantäne gesperrt werden! Das, was man in England zum Beispiel mit einreisenden Tieren vollzieht, wurde uns zunächst auch auferlegt! In so genannte Lagerkompanien aufgeteilt, bezogen wir einen kahlen Stall, wie ein Schweinestall, weiß getüncht, mit kleinen Lichteinlässen. Es hätte nur noch gefehlt, man hätte uns Fußeisen angelegt! Ein deutscher Lagerkompanieführer mit Namen Vahldiek begrüßte uns und versuchte unsere trostlosen Gesichter auf zu lockern. Wir müßten zunächst in die ‘Banja‘, erklärte uns der Mann, der ein sympathisches, frisches Gesicht hatte. Gekleidet war er mit einer Sturmartillerie-Uniform und einer offenen Pelzmütze auf dem Kopf. Es schien, als hätte er sich schon an dieses Klima gewöhnt, sonst hätte er auch so fürchterlich gefroren, wie wir alle! Etwa 40 Jahre später las ich in der Verlust-Liste der Sturmgeschütz-Abteilung 177, daß ein Unteroffizier gleichen Namens bei Kolodkino, als die Deutsche Front zurückgehen mußte, in Gefangenschaft geratenen war!? Unsere Sachen müssen unbedingt in der Sauna entlaust werden und wir selbst benötigten allemal eine gründliche Reinigung. Das war ja alles verständlich, aber hier in diesem Stall holen wir uns ja die Schwindsucht, riefen die Männer durcheinander! Es war so kalt in dem riesigen Raum, daß man weder den Mantel, noch die Mütze ablegen konnte. Wir verlangten zu Trinken, denn seit dem Vortag in Wologda haben wir nichts mehr zu trinken bekommen. „Um Gottes willen! Essen Sie bloß nicht den Schnee“ rief Vahldiek entsetzt aus, weil einige bereits ihre Kochgeschirre mit Schnee gefüllt hatten und mit den Lippen die flockige Masse aufsogen! „Ihr werdet Durchfall und Ruhr bekommen“! mahnte er ganz eindringlich! „Außerdem bekommt man von dem getauten Schneewasser noch mehr Durst“ warnte er aus Erfahrung, denn er war bereits Anfang Februar 1942 im Raum von Juchno, wie oben beschrieben, in Gefangenschaft geraten. Ganz Schlaue wollten wissen, daß man etwas Salz hinein tun müßte, aber wer hatte denn Salz? Der neue Kompanieführer wollte uns umgehend Tee besorgen, wir sollten so lange warten!? Tatsächlich rollte nach einiger Wartezeit, die wir voll Ungeduld verbrachten, eine urige Karre mit einem Faß auf zwei eisernen Rädern an die Baracke heran und wir bekamen warmen Tee zu trinken. Da es noch relativ früh am Vormittag war, hofften wir wenigstens bis zum Dunkelwerden einen Schlafplatz bekommen zu haben! Es dauerte auch nicht lange und die Ersten 30 Mann durften zur ‘Banja‘ abrücken! Alle Sachen wurden in einem ziemlich kalten Vorraum ausgezogen und an ein rollbares Gestell gehängt. Splitternackt und zähneklappernd standen wir in einer Reihe vor einem ‘Altgefangenen‘, der uns ein kleines Stück Kernseife in die Hand drückte und einen dünnen Buschen einer Faser, die wir zum abschrubben benutzen sollten! Die so genannten ‘Altgefangenen‘ konnte man auf Anhieb erkennen, denn sie nahmen sich das Sonderprivileg heraus, ihre Kopfhaare wachsen zu lassen! Auch ihr Auftreten uns gegenüber ließ eine gewisse Überheblichkeit deutlich spüren, als wäre es ein Verdienst, schon länger in Gefangenschaft zu sein!? Jeder bekam eine kleine Holzwanne mit heißem Wasser gefüllt, kaltes konnte man selber zum temperieren nachgießen und auf einer langen Bank, die an der Wand entlang aufgestellt war, fand man einen Platz zum Waschen! Der Raum war schwach erleuchtet, dazu kam der Wasserdampf aus den Wannen, aber trotzdem sah man schon bei einigen die Folgen der unregelmäßigen und spärlichen Verpflegung! Besonders bei den älteren Kameraden waren deutlich die Muskeln geschwunden und die Haut an Armen und Beinen war schlaff geworden, am Gesäß hing sie faltig herunter! Auch Druckstellen an den Beckenknochen durch das lange Liegen auf Brettern und Bohlen während des Transportes zeigten sich braun-blau, alles bereits Anzeichen von Fettmangel im Körper! Die armen Kerle wirkten nackend noch elender, als sonst, wo sie in dicke Mäntel vermummt waren! Aber das warme Wasser war eine echte Wohltat und gegenseitig schrubbten wir uns die Rücken mit dem Faserzeug, bis sie rot wurden. Ich stellte fest, daß sich unsere Stimmung besserte, denn es wurden schon wieder Witze gemacht und ab und zu hörte man ein befreiendes Gelächter. Wir wurden wieder zu Menschen! „Die ersten hier rüber, zum Friseur“! war dann auch schon bald zu hören und mit seiner Haarschneidemaschine, vorsintflutlicher Bauart, wurde uns eine frische Glatze geschoren. „Arme hoch“! und anschließend hieß es „Zipfel fest halten, - nach links - nach rechts“! Das Rasiermesser glitt ziepend über die feuchte Haut und ehe man sich versah, hieß es auch schon: „Fertig! Der Nächste“! „Ab in die Sauna mit euch“! rief eine polternde Stimme aus einer geöffneten Tür! Der Kerl der dort mit entblößtem, naß glänzendem Oberkörper stand, glich einem verschwitzten Höllenwächter! Hinter ihm schlug uns der Dampf aus der Sauna entgegen und umhüllte den Zerberus, daß nur noch sein Kopf heraus ragte! Wir folgten seinem Ruf und tappten durch Pfützen in den Saunaraum! Die Sauna war mächtig auf geheizt und ich hockte mich zu Anfang erst einmal auf die zweite Bankreihe. Da hockten wir nun, wie die Hühner auf der Stange und ließen die Gluthitze auf uns einwirken, die sich jedes mal steigerte, wenn der ‘Saunachef‘ eine Kelle kaltes Wasser über die fast glühenden Feldsteine schüttete! Der Schweiß ergoß sich wie in Bächen, lief vom Kopf über die Schultern den Körper hinunter, an den Beinen entlang und um die Füße bildeten sich Pfützen. Man hatte das Gefühl, daß auch die Seele herausgeschwitzt wurde! „Alles raus! - Die Nächsten reinkommen“! schrie er nach geraumer Zeit über unsere Köpfe hinweg, die nach unten hingen und manche schon zu dösen anfingen! Wir drängelten uns wieder in den Vorraum. Dort standen große Fässer mit eiskaltem Wasser. „So, jetzt jeder eine Bütt über den Kopf gießen“! kommandierte der Bademeister und wie ein Kopfsprung in einen Haufen von Glasscherben prasselte das Eiswasser von oben herab! Ein kurzer Aufschrei und sofort setzte ein Wohlgefühl ein, daß die Lebensgeister erweckte! „So, nun alle da rüber, dort werden Eure Klamotten wieder ausgegeben“! hieß es weiter im Ablauf der Reinigungsprozedur. Es war schon vorher zu erwarten, daß nun das ‘große Suchen‘ begann! Jeder griff prompt das falsche Stück, aber nach einigem Hin und her hatte dann endlich auch der Letzte seine ihm gehörenden Kleidungsstücke zurückbekommen. Während wir auf der Hinterseite den Bau verließen, war vorn schon der dritte Schub eingerückt und der brachte eine richtige Kältewelle mit sich herein. Im Laufschritt trabten wir in den Quarantäne-Stall zurück, wo uns allerdings eine angenehme Uberraschung erwartete. „Sie gehen gleich in den Speisesaal zum Essenempfang, nehmen Sie Eßgefäße und Löffel mit“! ordnete Vahldiek an. Na, so schnell sind wir schon lange nicht durch den Schnee einer Lagerstraße marschiert! Erstaunlicherweise waren die Gehwege schon wieder vom neuen Schnee geräumt, dafür waren rechts und links die Haufen um so höher geworden und ein paar Schnee Schaufler standen noch an den Wegrändern und betrachteten uns neugierig, Hände und Kinn auf die Stiele gestützt! Wir bekamen, in Gruppen aufgeteilt, Tische zu gewiesen, an denen dann stehend das Essen eingenommen werden mußte. Der ‘Speisesaal‘, den man nur mit bestem Willen so benennen konnte, war eine ziemlich verschmutzte und herunter gewirtschaftete Steinbaracke. An einer Seite waren kleine Fenster, um etwas Licht herein zu lassen. Im Eingangsbereich war der Betonfußboden von dem herein getragenen Schnee, der hartnäckig an den Filzstiefeln haftete, spiegelglatt vereist. Gegenüber waren mehrere Schalter mit Fenstern zum rauf und runter schieben, sie erinnerten an Fahrkartenschalter in einem Bahnhof! Richtig bezeichnet, war es ein ‘Abfütterungsstall‘! „Heh! Ihr Neuen, zwei Mann Kübel empfangen“! rief einer der Küchenbullen mit schräg geneigtem Kopf unter dem Schiebefenster heraus. Es schien ziemlich gut organisiert zu sein, was sich bei den vielen tausend Gefangenen in diesem Lager wohltuend bemerkbar machte! Die Essenausgabe klappte reibungslos, was natürlich nichts über die Qualität der Gerichte aussagte! Zwei Mann holten einen Essenkübel an den Tisch, vor dem an der Stirnseite ein Hocker gestellt war! Darauf wurde der Kübel abgestellt und einer übernahm die Ausgabe. Ich erinnere mich genau, daß der erste Austeiler unserer Gruppe unser evangelischer Pastor Ewald Reinhard aus Thüringen war. So korrekt, wie er die Suppe jedes Mal durch gerührt hatte, damit jeder die gleiche Konsistenz erhalten müßte, war er uns allen ein Vorbild für den Tag, wenn einer von uns an der Reihe war! Jeder hielt sein Kochgeschirr an das Tischende, schön der Reihe nach und erhielt seine Kelle Suppe. Der Ausgeber rührte gerechterweise vor jedem Schöpfen bis zum Grund um und mit Genugtuung stellten wir fest, daß es endlich mal etwas anderes zu essen gab, nämlich eine Kartoffelsuppe, etwas sämig, mit kleinen Kartoffelstücken drin schwimmend und auch einige dünne Wurstscheiben brachten uns zum Erstaunen! Unser Eismann, aus Gera war er wohl, wie ich mich erinnere, konnte in seinem plötzlich erwachten Übermut das Lästern nicht lassen: „Müssen wir die einsammeln und an der Küche wieder abgeben?“! Prompt erhielt er die Antwort: „Jawohl, sammeln und in mein Geschirr schütten“! flachste nun auch Gerhard schon wieder. Ach ja, so war das Leben im Kameradenkreis und das war ja gut so! Es hätte uns ja nichts geholfen, wenn wir uns wie Trauerklöße in die Ecke gesetzt und geschmollt hätten. Den Russen und die deutsche Lagerleitung hätte das überhaupt nicht tangiert! An dem Gekratze und Gescharre mit den Löffeln in den Kochgeschirren war zu erkennen, daß wir mit dem Essen zu Ende waren. Da ging, uns traf fast der Schlag, das eine Fenster noch einmal hoch und wieder guckte einer mit einer weißen, fleckigen Mütze durch die Luke: „Nachschlag abholen“! „Das gibt‘s doch nicht! Sind wir vielleicht schon im Himmel?“ fing nun auch Ernst an zu frotzeln und tatsächlich, pro Mann und Nase gab es noch eine halbe Kelle ‘Nachschlag‘ von der ‘guten‘ Kartoffelsuppe! Inzwischen rief von einer anderen Luke ein Mann heraus, daß wir gleich unsere Kaltverpflegung mitnehmen sollen, dann brauchten wir abends nicht noch mal her! Wir bekamen die ganze Tagesration auf einmal, 600 Gramm schwarzes Klitschbrot, wie wir es schon kannten, dazu 20 Gramm Butter, 20 Gramm Zucker und 12 Zigaretten pro Kopf! Noch hielten uns die Lagerleitungen getrennt von den Mannschaften, die ja, wie schon erzählt, schlechtere Kaltverpflegung bekamen. Aufgekratzt von dem Umgangston trabten wir gut gelaunt und ein wenig hoffnungsfroh wieder in die Quarantänebaracke zurück. Dort wartete bereits Vahldiek und als die Ersten 60 Männer versammelt waren, zu der auch unsere Gruppe zählte, zog er mit uns los! Es ging fast quer durch das gesamte Lager, denn fast am anderen Ende, gar nicht weit vom Stacheldraht entfernt, führte er uns in eine große Baracke. Die war in zwei Hälften geteilt, die aber mit einer Durchgangstür verbunden waren. Hinter der Tür war eine Art Flur, ein Zwischenraum, auf jeder Flurseite ein kleines Zimmer, dann kam wieder eine Trennwand mit einer Tür und die führte in die andere Hälfte. Dort lagen, wie sich schnell heraus stellte, so genannte Mannschafts-Dienstgrade. D.h. also, vom einfachen Soldaten bis zum Stabsfeldwebel. Bald waren wir in die Gepflogenheiten der Lagerhierarchie eingeweiht und erfuhren, daß in dem einen kleinen Zimmer der Barackenälteste, in unserem Falle ein älterer Oberfeldwebel, seit 1943 gefangen, das ‘Sagen‘ hatte, während aus dem anderen, gegenüber, immer zwei Mann in einer Art von ‘Halbzivil‘ heraus kamen und abends aus einer Zeitung 10 Minuten ‘Zeitungsschau‘ abhielten! Die beiden waren von der Antifa! Inzwischen schon Experten im Einziehen und Belegen von Pritschen, fanden wir uns ohne große Aufforderungen zurecht und nisteten uns wieder mit unserer Clique in einem Pritschenabschnitt ein! Das hieß, zwischen zwei Pfosten bildete sich immer eine Unterteilung mit oben und unten. So waren wir dicht beieinander und verloren uns nicht aus den Augen! Wir konnten zurzeit nichts tun und so bummelten wir, trotz der Kälte durch das Lager, um alles zu erkunden, was wir für wichtig hielten. Da war zum Beispiel ein großer Versammlungssaal, dann ein relativ großes Lazarett. Hinter der Lazarettbaracke stand ein vierrädriger Kastenwagen, mit hohen Planken an den Seiten und einer Deichsel davor, der eigentlich da nicht hin gehörte, so wie er aussah. Es stellte sich dann aber schon nach wenigen Tagen heraus, daß mit diesem Wagen die im Lazarett Verstorbenen weg gebracht wurden! Jetzt, im Winter, waren sinnigerweise Schlittenkufen darunter montiert. Im Mannschaftszug von 6 Mann wurde er gezogen, wohin, erfuhren wir nie und es sagte uns auch keiner, ob es einen Lagerfriedhof gab, oder ob die Toten einfach in eine Grube geworfen wurden!? Seit dem ich das erfahren hatte, machte ich um diesen Wagen immer einen respektvollen Bogen, denn an einer Fahrt mit diesem Gefährt war ich absolut nicht interessiert, schob auch den Gedanken weit von mir! Dicht hinter unserer Baracke stand eine größere Unterkunft, in der nur die so genannten ‘Stabsoffiziere‘ untergebracht waren. Stabsoffiziere nannte man Offiziere mit den Dienstgraden vom Major bis zum Oberst. Wenn man da vorbei ging, hörte man von irgendeiner Ecke her immer Streit! Sie stritten sich wegen gegenteiliger politischer Ansichten, sie stritten sich über die Brotverteilung und stritten sich über die unterschiedlichsten Meinungen, warum der Krieg verloren gegangen war und so fort! Manchmal war es lächerlich, mitunter war es traurig um diese älteren Männer bestellt! Keiner wußte, wie lange er noch unter diesen Umständen leben mußte und wie lange er noch zu leben hatte, aber jeder meinte, er müsse auf seiner Meinung bestehen!

16. Die Hölle im Torflager Tschagoda! Lager 7158/4 (Auszug von Seiten 199-201)

Knarrend und quietschend wurde das Tor hinter dem letzten Mann der einrückenden Kolonne wieder geschlossen. Die Begleitmannschaft hatte ihre Aufgabe erledigt und nun trat die deutsche Lagerleitung in Tätigkeit. Ein Hauptmann mit bayerischer Mundart nahm uns in Empfang, stellte sich auch gleich mit seinem Dienstgrad und Namen vor. Er hieß Haller und war früher in einem Jägerregiment, wenn er es nicht gesagt hätte, war es für Eingeweihte noch damals deutlich an seiner Kleidung zu erkennen. Er trug Bergstiefel, sogar noch mit Randnägeln an den Sohlen, eine Steghose mit eingenähter Bügelfalte, die in den Schuhen steckte und auf dem Kopf eine Schimütze, an der linken Seite mit einem dreiblättrigen Eichenlaub geschmückt! Genau wie unser Horst Wiekopp, der am Neusiedler-See sein Leben verloren hatte! An seiner Seite erschien eine unsympathische Figur! Der Mann, ungefähr auf 40 Jahre zu schätzen, sah uns mit verkniffenem Gesicht an. Er trug ebenfalls eine derangierte Uniform der Wehrmacht, aber was gar nicht dazu paßte, genau wie im Stammlager die ‘roten Bonzen‘, auf dem Kopf eine Schiebermütze! Also in unseren Augen ein ‘Halbsoldat‘! Er nannte sich Erwin Steitz, stammte seiner Mundart nach aus Köln, als Tätigkeit im Lager gab er an, für die politische Arbeit zuständig zu sein! Also, ein deutscher ‘Poiltruk‘! Na gut, jeder hatte seine Aufgabe und wenn er meinte, daß es für ihn die richtige sei, soll er doch ruhig politisch arbeiten! Uns sollte er aber damit auch gefälligst in Ruhe lassen und unsere Arbeit machten wir auch ohne ihn! Mit seinem Politkram wollten wir sowieso nichts zu tun haben und er sollte uns damit verschonen! Es ließ hinten herum über sich verbreiten, daß er angeblich aus politischer Überzeugung zum Russen über gelaufen war, das machte ihn für uns erst recht suspekt! Ob er vorher schon Kommunist war, konnte man nicht erfahren, wenn nicht, dann war er es auf der russischen Seite in so einem Agitprop-Lager (Agitation und Propaganda) geworden. Wir erfuhren nie, ob er ‘Dreck am Stecken‘ hatte, entpuppte sich aber als ein ganz hinterhältiger und verschlagener Bursche, der seine Hauptaufgabe darin sah, uns ständig zu bespitzeln und die russische Lagerleitung zu unterrichten! ‘So eine richtige kölsche fiese Möpp!‘ würden die echten Kölner sagen! Auch hier gab es einen NKWD-Offizier, einen Unterleutnant, der den deutschen Namen ‘Weiß‘ trug! Auf den ersten Blick machte das kleine Lager einen zufrieden stellenden Eindruck. Als wir einrückten, döste es in der Mittagssonne friedlich vor sich hin. Vor einer Baracke saßen Plennis und fochten Körbe aus Weidenruten, die es scheinbar hier in Massen gab. Noch während wir auf die zwei großen Unterkunftsbaracken verteilt wurden, erschien gerade wieder ein Trupp von höchstens 10 Mann, alle auf den Schultern mit Weidenruten beladen. Bei der Aufteilung stellten wir uns, soweit unsere alten Kumpels noch dabei waren, gleich zusammen, damit wir in eine Baracke kommen könnten und dann nebeneinander unsere Pritschenplätze belegen konnten! In der Baracke gab es dann auch schon die erste Enttäuschung! Die Pritschen bestanden aus Birkenstämmen, unbearbeitet, zum Teil auch noch bucklige Astansätze, dort, wo die Zweige mit einer Axt abgeschlagen worden waren! Na das kann ja gemütlich werden! Keine Unterlage, an Strohsack gar nicht zu denken, sollte das eine verdammt harte Angelegenheit werden. Wir richteten uns erst einmal, so gut es ging, ein. Die Gebäude waren genauso erbaut, wie die bekannten, russischen Holzhäuser. Balken, oben und unten flach gehauen, Moosstreifen zwischen jeder Schicht und an den Balkenenden der Hausecken ineinander verzapft. Die Dächer waren mit Holzschindeln eingedeckt. Eine schäbige Glühbirne mit der Lichtstärke einer Petroleumfunzel hing an ihrem Kabel in der Fassung von einem Balken herab und sollte für den gesamten Raum reichen!? Sie brannte dann auch die ganze Nacht hindurch, denn beim Schlafen störte uns diese Lichtquelle auf gar keinen Fall! Der Haller kam, mimte Fürsorge, um zu sehen, ob alle einen Platz gefunden hatten. Er hörte sich unsere Klagen wegen der Holzstämme als Unterlage geduldig an, doch als wir glaubten, wir bekämen eine schlüssige Antwort, zuckte er nur mit seinen Schultern und verließ schnellstens den Raum. Er konnte ja auch nicht dafür, was der russische Lagerkommandant bestimmte! Haller selbst war ein recht passabler und in eigentlichem Sinne ein anständiger Kerl! Schon während der Aufstellung des Transportes waren ein paar Neue zu unserer Clique gestoßen. Auch überwiegend ehemalige Leutnants von allen möglichen Waffengattungen. Sie schlossen sich gleich auf den Pritschen dicht an unsere Plätze an, denn bereits auf der 2- tägigen Fahrt nach hier hatten wir uns ‘beschnuppert‘ und sie hatten gemerkt, daß unter uns ein guter Zusammenhalt bestand! Ein einzelner Plenni konnte in der Masse eine furchtbar einsame Kreatur sein, wenn er keinen Anschluß fand! Nur wenige Namen fallen mir wieder ein. Da war erst einmal ein Berliner, der Günter Weiß (hatte mit dem NKWD-Weiß keine Beziehung), dann Horst Sydow, ein Norddeutscher. Des weiteren Wolfgang Thyri, Sohn eines Arztes aus Lübeck, einer namens Wollenberg, gleich zwei Mal, aber nicht verwandt, die Klabundes, Herbert und Werner. Herbert, schon etwas älter, trug einen dichten Schnauzbart, der ihm traurig an den Mundwinkeln herunter hing, war auch Berliner. Dann noch ein Berliner, Hans Queck, ein gemütlicher Typ, Brillenträger und sein Gesicht lächelte immer.. Ein weiterer Leutnant, obwohl er aus der Nähe von Cottbus kam, wo ich ihn nach der Heimkehr auch einmal wieder getroffen hatte, fällt mir seine Vorname nicht mehr ein, es könnte der Familienname Richter gewesen sein, möchte es aber nicht behaupten, aber ich bleibe mal dabei! In den Baracken waren nun Mannschaften und Offiziere nicht mehr getrennt und von der gepriesenen Unterscheidung der Verpflegung in der Roten Armee wußte hier auch keiner etwas! Ich hatte dieses Mal wieder einen oberen Pritschenplatz gewählt und hier war mein direkter Nachbar zur Linken ein ‘Altgefangener‘, weitere folgten bis zum Ende der Baracke. Er war mir gleich sympathisch, denn er hatte eine große Ähnlichkeit mit einem meiner ehemaligen Sturmgeschützkommandanten, dem damaligen Unteroffizier Paul Linden aus Köln, der mich in Ungarn beinahe erschossen hätte, als ich einen T 34/85 mit einer Haftladung angesprungen bin, um ihn zu knacken. Doch trotz vorheriger Absprache bekam er es mit der Angst zu tun und schoß den Panzer ab!! Nur der Mann hier trug noch eine schwarze Panzeruniform und war Feldwebel, war 1944 abgeschossen und gefangen genommen worden! Nachdem wir unsere knapp bemessenen Freiräume innerhalb des Lagers beschnüffelt hatten, erfuhren wir von den ziemlich ausgemergelten Alt-Insassen, daß wir zum Torfstechen her gebracht worden sind! „Wir sind fertig, wir können nicht mehr die schwere Arbeit schaffen und da haben sie uns vorläufig in Ruhe gelassen“! Es gab nicht nur Korbflechter, sonder auch zwei Töpfer. Sie formten Tonschüsseln, die gebrannt wurden und die wir schon am ersten Tage als Suppenschüsseln kennen lernten. Ein anderer Mann saß den ganzen Nachmittag abseits der Küche auf einem Hauklotz und klopfte rostige, krumme Nägel auf einem Stück Doppel -T-Träger wieder gerade! Die Küche hatten wir schnell gefunden, das konnte man riechen! Vor den Schaltern war ein geräumiger Raum mit Tischen und Bänken, der ‘Speisesaal‘! Er war ziemlich düster und roch säuerlich nach schmutzigem Abwaschwasser, aber längst nicht so schäbig, wie in Tscherepowez und der Fußboden war mit Brettern ausgelegt. Auch die Latrine, ein extra Gebäude mit richtigen Klobrillen, aus Brettern zusammen gebaut, fanden wir auf Anhieb, man brauchte nur der Nase nach zu gehen! Man konnte zumindest erkennen, daß hier deutsche Handwerker als Kriegsgefangene tätig gewesen waren! Auf der Längsseite des Lagers, vom Eingang her betrachtet, rechter Hand stand, eine kleine Baracke, zu der ein paar Stufen hoch führten. Dort hatte der NKWD-Mann sein Büro. Links, in einem Haus mit dem Wachgebäude, befand sieh streng abgeteilt natürlich, ein kleines Revier mit einem müden, abgewirtschafteten deutschen Arzt. Irgendwo an der Front des Nordabschnittes war er während der Versorgung von Verwundeten von den Russen überrollt worden. Sie fanden ihn vor, als er dabei war, einen verwundeten Russen zu versorgen, das rettete ihm damals das Leben! Das dazu gehörende ‘Lazarett‘, weiter nichts, wie die Aufstellung von sechs, oder acht eisernen Bettgestellen, aber mit Matratzen und schmutzig-weiß bezogen, war sein Reich! Der Doktor trug einen weißen Kittel, der auch schon lange keine Seifenlauge gesehen hatte und zur Seite stand ihm ein ehemaliger Sanitäts-Feldwebel als Gehilfe. Die Alten zeigten uns auch den, in russischen Lagern berüchtigten Karzer (Kalaboss genannt). Zurzeit hockten drei Mann drin, sie hatten irgend etwas bei der Verpflegungsanlieferung geklaut und wurden drakonisch bestraft. Wie wilde Tiere sahen sie hinter dem Staketenzaun hervor, hohlwangig, unrasiert und ausgemergelt!

26. Immer wieder Tscherepowez / Lager 7437 (Auszug von Seiten 311-313)

Die Zivilbevölkerung saß in ihren Häusern und der Sturm zerrte die Rauchfahnen der Schornsteine mit sich fort, bevor sie noch aufsteigen konnten. Eiszapfen, meterlang, hingen von den Giebeln und Traufen der Holzhütten herunter und wenn es nicht so grausam gewesen wäre, man hätte sich an dem Anblick der Winterlandschaft erfreuen können! Ich arbeitete unmittelbar vor solch einem Holzhaus und vermutete, daß Leute hinter den Fenstern unseren Kampf mit den Unbilden des Wetters beobachtet hatten?! Wie gerne wäre ich jetzt ein Russe in solch einem warmen Haus gewesen?! Was sollten sie auch tun? Aus dem Haus konnten sie nicht, denn selbst der Eingang war bis zu Treppe eingeschneit, trotz der vorspringenden Hausecke mit dem dahinter befindlichen Windfang. Hinter der Ecke tanzte ein weißer Wirbel, der sich an jedem kleinsten Vorsprung fest klammerte und im Handumdrehen immer höher, bis zur Eingangstür gestiegen war! Wie eine Wanderdüne, aber eben nur aus feinstem, alles überdeckenden Schnee! Plötzlich erklang eine Stimme durch das Heulen des Windes von der Haustür her, direkt hinter mir: „Kamerad, Nemetzki, idi ssu da“! (Deutscher Kamerad, komm her!) Mit Hilfe der breiten Schneeschaufel bahnte ich mir im gleichen Rhythmus, wie bisher einen Weg zur Haustür und die ältere Frau ließ mich schnell eintreten! Den Schnee mußte ich im Vorraum abschütteln und hängte den Pelzmantel gleich am nächsten Nagel auf. Mit dem dafür bereit stehenden Reisigbesen säuberte ich die Filzstiefel bevor ich dann in die Stube hinein durfte! Höflich zog ich meine Russenkappe vom Kopf und verneigte mich leicht, obwohl ich in dem spärlich erleuchteten Raum zunächst kaum jemand erkennen konnte, außer dem Feuer im Ofen! Eine typisch russische Küche, zugleich Wohnraum, wir würden sagen, eine Wohnküche! Aufgeräumt und sauber sah es rings herum aus und eine mollige Wärme schlug mir von der offenen Feuerstelle her entgegen! Die Babuschka forderte mich auf, mich zu setzen! Uber dem Tisch hing eine gelbliche Glühbirne, auch wieder in der nackten Fassung, von der Decke herab und spendete nur schwaches Licht. Manchmal flackerte die Birne bedenklich und alle im Zimmer, ich eingeschlossen, blickten besorgt nach oben, ob sie nicht ganz ausfallen würde?! Von Innen sah ich, daß die Fensterscheiben mit einem dichten weißen Flaum aus Pulverschnee überzogen waren, deshalb auch das Dämmerlicht! An Stelle einer Tapete, waren die Holzwände mit Zeitungspapier beklebt! Ob es den Wind durch die winzigen Fugen abhalten konnte, oder die Wärme im Raum halten sollte, konnte ich nicht feststellen!? Zwischen zwei Fenstern hingen Fotografien und ich erkannte Rotarmisten auf den Bildern! Ich war jetzt erst einmal zufrieden, hier in dem warmen Zimmer sitzen zu können und mich aus zu ruhen! Vom Ofen herab guckte neugierig ein alter Mann, vollbärtig, ungekämmt mit einer Machorka-Zigarette zwischen den Lippen, wahrscheinlich ihr Ehemann. Einige Kinder ließen neben ihm die Beine baumeln und betrachteten mich etwas ängstlich verlegen, aber neugierig, wie ein Wesen aus der weißen Hölle da draußen! Alle hatten kurz geschorene Köpfe und das Kleinste steckte vor Aufregung den Daumen in seinen Mund. Vermutlich die Enkel, denn eine jüngere Frau, allem Anschein nach die Mutter der Kleinen, stand am Ofen und hantierte an einer Pfanne und abwechselnd mit dem Feuer, daß ab und zu die Funken aufstoben. Die Alte erklärte mir unumwunden, daß der Vater der Kinder, der dort auf dem Foto, ihr Schwiegersohn war, aber vor 2 Jahren an der Front gefallen war und was für ein Elend es sei, die hungrigen Mäuler durch zu bringen! Die junge Frau könnte im Winter nicht arbeiten und so gäbe es keinen Lohn! Ob ich verheiratet wäre und ob ich Mama und Papa in Deutschland hätte, vielleicht auch Geschwister? Alles wollte die Frau wissen und sie lächelte freundlich zu meinen Antworten. Ich erzählte ihr auch, daß ich Post von zu Hause hätte und erst vor vier Wochen noch gehofft hatte, nach Hause zu fahren! „Skoro domoi, Du wirst sehen“! (bald geht es nach Hause) tröstete sie mich und bekreuzigte sich hastig, um vermutlich ihren Herrgott wegen der kleinen Schwindelei gleich um Absolution zu bitten?! Dann trat die Jüngere an den Tisch, stellte schweigend und in dem sie mich fast forschend von der Seite betrachtete, eine große Tasse Tee vor mich hin und dazu einen Teller voll Blinis, gefüllt mit Kraut und gehacktem Fleisch! Ich war zunächst etwas verunsichert, denn aus dem Blick der Jüngeren glaubte ich zu erkennen, daß sie durch meine Stirn blicken wollte, um zu erforschen, ob ich eventuell gar der Soldat gewesen sein könnte, der ihren Mann getötet hätte und somit ihr Lebensglück zerstört haben könnte! Ich fand aber schnell wieder zu mir zurück und überhörte nicht die freundliche Aufforderung: “Nun iss, mein Bürschchen, laß es Dir schmecken“! lächelte mir die Alte zu und faltete dabei ihre mageren, verarbeiteten Hände. Mit Freuden langte ich zu und bedankte mich gleich ein paar Mal für die Gastfreundschaft! Der heiße Tee mit Marmelade gesüßt, rann köstlich wärmend durch den Körper und begierig biß ich in die warmen Gebäckstücke! Die Frauen sahen mir jetzt beide mit traurigen Augen voller Mitleid zu und ich spürte, daß hier Menschen waren, die es gut mit mir meinten! Die junge Frau hätte bestimmt auch lieber ihren eigenen Mann am Tisch sitzen gehabt und sah vielleicht auch deshalb so traurig meinem gierigen Appetit zu! Daß er ja nun nie mehr hier sitzen könnte, berührte mich doch mit einer gewissen Peinlichkeit! Als ich fertig war, erklärte ich ihnen, daß ich wieder hinaus müßte, denn die Kameraden vermissen mich bestimmt schon! Ich verabschiedete mich mit vielen Dankesbezeigungen und die Alte fügte noch hinzu, daß ich noch einen Kameraden von mir herein schicken sollte, so viel wäre noch da! Günter Weiß arbeitete direkt neben mir und ich rief ihm zu, daß er in das Haus gehen sollte, es gäbe heißen Tee und zu essen! Er wollte es erst gar nicht glauben, aber ich drängte ihn, er sollte ruhig gehen und schnell machen, sie warteten schon! Ich stemmte mich wieder gegen den Schnee und in meinem Kopf raste ein Karussell von Gedanken! Ja, so waren sie, die echten russischen Menschen, genau so und nicht anders hatte ich sie jahrelang im Kriege erlebt, kennen und lieben gelernt! Alles andere, was man über sie hinterhältig in unsere Köpfe gepflanzt hatte, waren Lügen und entsprachen nicht dem tatsächlichen Wesen dieser einfachen, aber gastfreundlichen Menschen! Sie hatten doch selbst nur wenig und trotzdem, sie gaben immer, ich betone es extra, ja, immer!! Ich hatte schon während meiner Schulzeit viel über Rußland gelesen, wie andere vielleicht Karl May, Hans Dominik, Jules Verne, oder gar Tom Shark und Rolf Torring gelesen hatten! Mich hatte dieses Land und seine Menschen immer aufs neue gefesselt! Aus den Büchern, die ich damals gelesen hatte, erkannte ich die Menschen während des Krieges und auch jetzt in der Gefangenschaft erneut wieder und sie waren mir im Grunde genommen nie richtig fremd gewesen! Sie waren es ja nicht, die mich hungern ließen, die mich bis zur totalen Erschöpfung zur Arbeit trieben! Ein ausgeklügeltes System, von menschenverachtenden, perversen, zynischen Politbonzen erdacht, die sich einzig und allein durch rücksichtsiose Gewaltanwendung an die Macht gebracht hatten und sich an der Macht hielten, um sich auf Kosten dieser Menschen zu bereichern! Sie scheuten nicht einmal davor zurück, dieses Verbrechersystem auch noch ‘wissenschaftlich‘ aus zu legen, ein Hohn gegen alles, was echte Wissenschaft erforscht! Das Ausrotten und Vernichten von ganzen Bevölkerungsschichten, oder anders denkender Menschen wurde wissenschaftlich begründet! Das muß man sich einmal klar machen! Unrecht wurde mit einem Handstreich in Recht umgemünzt und das mit einer Intensität, daß es heute noch genügend Schwachköpfe gibt, auch bei uns in Deutschland, speziell in den neuen Bundesländern, die heute noch nicht begriffen haben, daß man Unrecht nicht deshalb zu Recht machen kann, weil es eine Partei von Verbrechern so wollte! Diese wenigen Politgangster, einer Mafia gleich, beherrschten ein Zweihundert-Millionen Volk und dieses Volk war so psychisch zerbrochen worden, daß es nicht mehr in der Lage war, die wenigen Tyrannen hinweg zu fegen! Worin lag denn deren ganze Stärke, die Stärke von Wenigen gegen die Ohnmacht von Millionen? Einzig und alleine auf den Bajonetten ihrer Armee, die sie sich mit Privilegien und Verbrechen hörig gemacht hatten, indem sie die führende Schicht zu Mordkomplizen gemacht hatten! Wütend und ohnmächtig zugleich schaufelte ich wie ein Verrückter den lockeren Schnee, der sich hinter mir gleich wieder zu Boden fallen ließ und niemals enden wollte! Als die Dunkelheit einbrach, rollten die ersten Wagen mit Brot in Richtung Lager an uns vorüber und die Fahrer winkten uns lachend durch die Scheiben ihrer Fahrzeuge zu! Endlich durften wir die Arbeit einstellen und für den Rückweg antreten! Zur Unkenntlichkeit in Weiß gehüllt, drehte ich mich noch einmal zu den freundlichen Leuten im Hause um. Durch die kleinen, fast zugewehten Fenster leuchtete immer noch gelblich das Licht der Glühbirne! Der Lichtschein war mir irgendwie vertraut geworden, hatte ich doch im Zimmer unter seinem Schimmer gesessen und gegessen! Er hatte mir die Gesichter dieser liebenswerten Familie gezeigt, so daß ich sie in meiner Erinnerung für alle Zeit aufbewahren konnte! Vielleicht drückte sich eine Nase der Kinder an der Scheibe platt! Ich winkte ins Leere, in der Hoffnung, mein letzter Dankesgruß würde sie erreichen, während ich mich gleichzeitig in die abmarschierende Kolonne einreihte!

Kategorie: Erinnerungen von Kriegsgefangenen | Hinzugefügt von: Anatoli
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