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Herbert Thieß: Als Bauarbeiter in der Sowjetunion (Teil 3. Lebenslauf. Bilder zum Bericht)
12.06.2013, 17:59

Vytegra

Kurz vorher hatten wir eine größere Siedlung passiert, die Vytegra hieß.

Wir sahen den Kanal in einer Breite von 20 - 30 m vor uns, beiderseits von ziemlich kahlen, niedrigen Hügeln begrenzt. Zahlreiche Holzhäuser bildeten eine Art ununterbrochenen Reihendorfs an beiden Ufer.

Am Westufer über uns erhob sich ein großes und stark eingezäuntes Lager mit Stacheldraht und Wachtürmen. In mühseligem Marsch mit steifen Gliedern erreichten wir schwerbewacht das Tor und wurden in einer langwierigen Prozedur einzeln eingeschleust. Das Lager machte einen trostlosen Eindruck, nur einzelne fertige Baracken konnte man sehen.

Man schrieb den 17. September 1948.

Die kommenden Nächte verbrachten wir nicht sehr feudal auf dem Boden der noch leeren Baracken dicht gedrängt. Es war schon sehr kalt.

Offensichtlich waren wir in das Verbannungsgebiet zurückgekehrt und es bestand wenig Wahrscheinlichkeit, noch in diesem Jahr Deutschland wiederzusehen. Die nächste Eisenbahn mußte mehrere hundert Kilometer entfernt sein und der Kanal in kurzer Zeit zufrieren. Damit war vor Mai des nächsten Jahres an ein Fortkommen nicht zu denken.

Die russische Regierung hatte im Sommer offiziell in allen Zeitungen verlautbart, bis Ende dieses Jahres werde sie alle Gefangenen ohne Rücksicht auf internationale Vereinbarungen entlassen.

Uns betraf dies offenbar nicht mehr.

Die nächsten Wochen vergingen mit der Einrichtung und Erweiterung des Lagers. Der Winter stand vor der Türe. Ich arbeitete zunächst im Straßenbau. Wir hatten in einer Kiesgrube Lastwagen ganz neuer Bauart zu beladen. Das Wetter meinte es noch gut mit uns. In unserer Nähe lag ein Dorf, wir kamen mit seinen Bewohnern in Berührung, als wir die Kiesbettung aufschütteten. Die meisten waren Volksdeutsche, meist Frauen und Kinder, die Männer lebten nicht mehr oder waren verschickt. Viele von ihnen hatten jahrelang in Deutschland gelebt und gerieten im Zuge der Räumung Thüringens durch die Amerikaner in russische Hand. Man brachte sie sehr bald fort.

Sie hatten Grauenvolles erlebt und arbeiteten im hiesigen Sägewerk. Beiderseits des Kanals in einigem Abstand von ihm erstreckten sich riesige Wälder, in denen viele Deutsche arbeiten sollten.

Der Kanal führt zum Weißen Meer und stellt die Wasserstraße von Moskau nach Archangelsk dar. Wir bauten also an unserer Straße, die die Verbindung vom Kanal zum Lager im Winter ermöglichen sollte.

Einmal marschierten auch die Kleinsten der Dorfschule mit ihrer Lehrerin an uns vorbei und sangen ein trutziges Lied von den siegreichen russischen Fliegern. Scheu warfen sie Seitenblicke auf uns. Sicher waren wir die ersten richtigen Deutschen, die ihnen zu Gesicht kamen. Auf dem Rückweg trugen sie die Arme voll von Pilzen, sie sangen spontan das gleiche Lied und ihrer Lehrerin fiel es nicht ein, uns auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie waren rührend in ihrem Stolz.

Nach Vollendung der Straße bauten wir im Lager neue Baracken. Pfähle wurden eingegraben und erhielten an ihrem oberen Ende Zapfen. Das Holz kam frisch aus den Wäldern.

Die Arbeiten wechselten dauernd.

So zerlegten wir eines Tages am Kanal mehrere große Bretterflöße, als ein neuer Schleppzug in Sicht kam. Es handelte sich um weiter 500 Kameraden, sie kamen aus Petrosawodsk am Onega-See. Mit ihnen wuchs unsere Belegschaft auf etwa 1 500 Mann an. Kanalabwärts entstand in einer Entfernung von 5 - 6 km ein gleiches Lager, es nannte sich Lager 1, unseres Lager 2. Eines Sonntags erschien ein Zementschiff und wir mußten es entladen. Es gab eine elende Schlepperei, da so ziemlich alle Säcke zerrissen waren.

Wieder arbeitete ich als Zimmerer, schälte Baumstämme mit dem Spaten, zersägte sie in vorgeschriebene Längen und hackte mit dem Handbeil die Träger aus ihnen, die mit den eingegrabenen Pfosten verzapft werden sollten. So entstand ein Rahmen über dem Erdboden, der nach Einfügen senkrechter und schräger Balken die Seitenwände trug. Das Innere der Baracken unterteilte man in gleicher Weise in Räume, dann kam der Dachstuhl darauf. Alle Arbeiten wurden mit den einfachsten Werkzeugen in Handarbeit ausgeführt und schritten daher nur langsam vorwärts. Mit uns arbeiteten immer nur einzelne Russen, die meist die Aufsicht führten.

Unten am Kanal erbauten zahlreiche Arbeiter drei hölzerne Lastkähne, die im Freien lagen. Den ganzen Winter über baute man daran, im Frühjahr waren sie fertig.

Wie beschrieben, entstanden zahlreiche Baracken. Das Lager mochte 600 m in der Länge und 300 m in der Breite messen. Im November - der Kanal war noch immer offen - kamen plötzlich alle nicht Arbeitsfähigen fort.

Wohin, wußte kein Mensch. Sie fuhren nach Süden davon. Wir sollten sie später wiedersehen, jetzt beneideten wir sie glühend.

Zum Ende des November ging ein Kommando von etwa 200 Mann in ein Lager in den Wäldern, ich war dabei. Wir übernahmen zwei elende Unterkunftsbaracken, eine Küchenbaracke und eine kleine Sauna von den bisherigen Insassen, weiblichen, russischen Strafgefangenen. Dieses Waldlager steckte etwa 20 km weit von der Straße, die in süd - nördlicher Richtung am Ostufer des Kanals entlangführt, mitten in einem riesenhaften Waldgebiet. Das nächste Dorf hieß Krasnobor und lag 3 km entfernt. Seine Bevölkerung zählte wohl 800 Seelen, davon 600 Deutsche, wieder fast ausnahmslos Frauen und Kinder.

Wir lernten sie und ihr Geschick in Monaten gemeinsamer, harter Arbeit kennen.

Krasnobor war eines jener typischen Walddörfer, die mitten in den unendlichen Wäldern errichtet werden, einige Jahre stehen bleiben, bis die Wege in die Holzschläge zu weit werden. Dann bricht man das ganze Dorf ab und verlegt es 20 oder 30 km weiter in den Wald.

Es war alles zum Leben Notwendige da: einige Unterkunftsbaracken mit Einzimmerwohnungen, ein Gemeinschaftsraum - stolz "Club" genannt -, eine Bäckerei, ein Magazin ( Laden ), eine Schule, ein Verwaltungsgebäude, ein Gemeinschaftsstall, eine Schmiede und eine kleine Elektrostation. Eine Schmalspurbahn führte zum Kanal hinunter. Alles arbeitete im Holzschlag, auch die älteren Jugendlichen.

Die Wälder sind unermeßlich und haben einen herrlichen Baumbestand. Es kommen Fichten, Kiefern, Birken, Pappeln und Erlen vor. Wir schnitten viele Bäume mit mehr als 30 m Höhe. Zahllose Kuckucke und Spechte lärmten vor allem im Frühjahr. Im Winter sah man außer wunderbar weißen Schneehasen selten Tiere. Bären und Wölfe tauchten gelegentlich auf, doch sah ich selbst nur einige Fährten.

Die Aufforstung geschah derart, daß man beim Schlagen gesunde junge Bäume stehenließ, einzeln und in großen Abständen. Werden Samenbäume aus Versehen geschnitten, so muß eine hohe Strafe bezahlt werden.

Wir stapften morgens bei Dunkelheit in einer langen Reihe hinaus in den winterlichen Märchenwald. Meist hatten wir ziemlich weite Anmarschwege bis zu 8 km. Zusammen mit den Volksdeutschen und wenigen Russen schnitten wir die Bäume in den bezeichneten Flächen entweder von Hand oder mit finnischen oder deutschen Motorsägen. Die Baumriesen krachten dann mit einem letzten gewaltigen Getöse in den tiefen Schnee. Die Norm pro Mann schwankte zwischen 3 und 6 m3. Dazu gehörte aber auch das Entästen, Schneiden auf bestimmte Längen und Verbrennen der Äste. Das war eine sehr hohe Arbeitsleistung und doch wurde sie häufig erreicht. Ein Kommando hatte die Teilstämme auf Spezialwagen zu verladen. Auch dies war im Winter eine harte Arbeit, da die Zugseile dauernd vereisten und die primitiven Handschuhe schnell zerrissen. Die Stämme wurden mittels Pferdeschlitten ans Gleis gezogen.

Wir hatten einen weiblichen russischen Natschalnik, ein bildhübsches Mädchen von etwa 21 Jahren. Es hieß Raja S.

Von Zeit zu Zeit kamen Kommissionen von irgendwoher auf leichten Schlitten mit rassigen Pferden in einem halsbrecherischen Tempo angefegt und Raja konnte dann sehr böse werden, wenn jemand irgend etwas an ihrer Arbeit auszusetzen hatte.

Die Russen können ja so mörderisch schimpfen und fluchen, daß man es selber hören muß, um es zu glauben.

Unser Lagerkommandant war ein sehr netter Leutnant, er wohnte mit seinen 4 Wachsoldaten neben dem Lager in einer kleinen Hütte. Auch ihn verband mit seinen Soldaten ein sehr kameradschaftliches Verhältnis, wie wir das oft auch andernorts beobachten konnten. Doch nie litt die notwendige Disziplin darunter. Er holte mich oft spät abends von der Pritsche, um Schach zu spielen. Meist tat er es nicht unter 4 Partien. Er spielte sehr impulsiv, war auch sonst sehr lebhaft und an allem interessiert. In wenigen Monaten lernte er eine Menge Deutsch und las dann in unseren Ostzonenzeitungen. Er konnte sich ausschütten vor Lachen, wenn er die Heiratsanzeigen las, die es in Rußland nicht gibt. Er verstand nie ganz, wie es so etwas geben könne.

Die Wachsoldaten waren kaum zu spüren, wohin sollte einer auch fliehen. Meist gingen sie auf die Jagd und brachten oft Schneehasen heim.

Mit zunehmendem Winter wurde es immer schwieriger, die Verpflegung heranzubringen. Die Lastwagen konnten nicht mehr zum Lager fahren und luden ihre Last irgendwo ab, wo die Lebensmittel dann oft lange in der Kälte lagen, bis wir sie mit Schlitten nach der Arbeit heranholten. Diese Fahrten durch die verschneiten Wälder waren von einer seltsamen Schönheit.

An unserer Arbeitsstelle erbauten wir eine Rampe aus riesigen Stämmen direkt am Gleis. Mit Holzgas betriebene Raupenschlepper brachten die ganzen, schon entästeten Stämme auf die Rampe; hier wurden sie mit Motorsägen auf Länge geschnitten und verladen. Auch zwei Winden zum Beladen der Wagen kamen heran. Doch war bei ihrer Verwendung Vorsicht geboten. Die kleinen Wägelchen mußten auf Befehl unglaublich beladen werden, wurden genau vermessen und die Ladungen angeschrieben. Zur Berechnung dienten den russischen Mädchen dabei Tabellen und Zollstöcke.

Es gelang mir, mehrfach mit unserem deutschen Lagerarzt ins Dorf und auch in russische Haushaltungen zu kommen. Er wurde oft abends mit Schlitten zu Kranken geholt, denen die russische Feldscherin mit ihren wenigen Mitteln nicht helfen konnte. In mehreren Fällen errettete er Russen vom Tode. Bis heute ist er nicht zurückgekehrt!

Eines Tages sollte ich der Mutter des Leutnants, die am Kanal wohnte, auf einem Lastwagen Holz bringen. Anschließend waren im Hauptlager, das noch 4 - 5 km vom Hause der Frau entfernt lag, verschiedene Dinge für das Waldlager zu holen. Am nächsten Tage hatte ich wieder im Wald einzupassieren.

Das Holz wurde aufgeladen, der russische Fahrer und ich fuhren los. Es war ein wüstes Gerumpel quer durch den Wald und mir taten alle Knochen weh, als wir an dem Hause ankamen. Eine ältere Frau empfing uns, es war schon dunkel. Ich lud das Holz ab und stapelte es auf dem kleinen Hof. Der Fahrer machte sich indessen an seinem Wagen zu schaffen. Dann sprach er etwas abseits mit der Frau und erklärte mir, der Wagen habe kein Öl mehr und ich müsse entweder allein ins Hauptlager gehen oder bei der Frau übernachten. Ich zog das letztere vor.

Sie bewohnte eine Stube, zwei andere Räume gehörten einem Ehepaar, das auch ein deutsches Dienstmädchen von etwa 16 Jahren hatte. Das Mädel hütete den Säugling der Familie und tat die Hausarbeit. Die beiden Eltern waren noch in der Arbeit.

Ich saß also mit der Leutnantsmutter beisammen und sie fragte mich über ihren Sohn aus. Ich konnte nur Gutes berichten und sie freute sich. Dann setzte sie mir Trockenbrot und Tee vor, letzteren bereitete sie in einem Samowar zu. Man trinkt dort den Tee aus der Untertasse, der Zucker wird in der Hand gehalten, jeweils eingetaucht und dann zum Munde geführt.

Die Zimmereinrichtung war für unsere Begriffe ärmlich, doch für dortige ganz passabel. Es gab auch zwei Betten.

Später kam dann die Familie von nebenan noch herein und quetschte mich über die unmöglichsten Dinge aus. Ich antwortete immer diplomatisch, ohne mir etwas zu vergeben. Endlich verabschiedeten sich die Leute und ich konnte schlafen gehen. Ich schlief im Bett des Leutnants und sie angekleidet in ihrem. Als ich erwachte, war sie schon auf. Ich unterhielt mich noch mit dem deutschen Mädchen. Es hatte viel Leid erduldet, der Vater war verhungert, die Mutter arbeitete im Sägewerk. Seine jetzige Stellung fand es ganz gut.

Bald darauf erschien mein Lastwagen und nach Abschied und Dank ging es ohne Frühstück zum Hauptlager. Abends war ich wieder im Wald.

Nicht lange danach besuchte uns die russische Ärztin aus dem Hauptlager und schickte den größten Teil von uns dorthin zurück, da unser Gesundheitszustand sehr schlecht war.

Ein neues Kommando begann. Irgendwo im Wald auf der Westseite des Kanals stand eine grosse Holzhütte. Sie in Stand zu setzen war unsere Aufgabe. Wieder galt es Bäume, diesmal aber kleineren Kalibers, zu fällen. Sie dienten als Bauholz. Ferner mußten 4 lange starke Stämme als Blitzableiter hergerichtet und aufgestellt werden. Offenbar wollte man später explosive Stoffe hier lagern. Wir hörten, der Kanal solle in einem Riesenprojekt in ziemlicher Länge auf das Westufer heraufverlegt werden, um die vielen Schleusen, die den Schiffen große Aufenthalte bereiteten, einzusparen. Wir hofften nur, dieses Projekt nicht mehr selbst ausführen zu müssen.

Zur Abwechslung kam ich dann mit einigen Kameraden auf Nachtschicht in einen Kiesbruch. Eine steile Hügelseite war abgeräumt worden und wir fuhren in der Dunkelheit Kies in große, viereckige Holztrichter.

Sie hatten unten Öffnungen und waren so hoch gebaut, daß die Kipper darunterfahren konnten und immer sehr schnell beladen waren. Unser Chef war ein alter Russe mit einem faltigen Fuchsgesicht. Er pflegte während der Arbeit in einer kleinen Hütte an einem primitiven Öfchen zu sitzen und zu dösenior Von Zeit zu Zeit erwachte er und stieg dann zu uns herauf. Zuerst schimpfte er mörderisch, daß wir uns ein Feuer gemacht hatten, aber es war dunkel und kalt und so setzen wir es durch. Mehrfach rutschten plötzlich große Kiesmengen von oben nach, sodaß wir sehr aufzupassen hatten. Auf dem Heimweg verteilten wir dann den Kies auf der Straße, wo sie schlechte Stellen aufwies. Tagsüber hatten wir frei.

Oft unterhielt ich mich mit dem Alten, er war sehr mißtrauisch und ging nicht aus sich heraus. Gegenüber auf dem anderen Ufer stand eine sehr nette, im byzantinischen Stil aus Holz gebaute kleine Kirche. Sie diente als Mehlmagazin. Neben ihr gab es eine Art Friedhof. Eines Tages ging einer unserer Fahrer zu einer Beisetzung. Ich fragte unseren Alten, ob da auch ein Pope mitgehe. "Nein!" sagte er, sie hätten hier keinen mehr.

Wie das früher gewesen sei?

Da hätten sie selbstverständlich eine feierliche Beerdigung gehabt.

"Wie ist es nun besser: so, wie es früher war, oder so, wie es jetzt ist ?"

Er stierte vor sich in den Ofen, dessen Türchen geöffnet war und sein vom Feuer beschienenes Gesicht deutlich zeigte. Dann sah er mich mit einem wilden Blick an und schrie: "Selbstverständlich ist es jetzt besser! Warum fragst Du mich aus? Laß das in Zukunft sein !"

Bald hatten wir die Straße in Ordnung gebracht und ich arbeitete wieder im Lager als Zimmermann. Wir setzten Dachstühle, die Hölzer kamen direkt aus dem Wald. Wir schälten und bearbeiteten sie, wie sie gebraucht wurden. Die Decken und Wände wurden mit Brettern von außen und innen wie üblich verschalt. Die Zwischenräume füllten wir mit Sägespänen auf. Der Dachboden erhielt einen Belag aus Lehm, den wir feststampften. Das Material mußte mühselig mit Holztragen heraufgebracht werden.

Die Dächer deckten wir mit selbstgefertigten Schindeln ein. Eine Maschinerie, wie vordem beschrieben, diente zu ihrer Herstellung. Auf Decken und Wände wurden Stuckleisten, ebenfalls im Handbetrieb verfertigt, genagelt. Es konnte mit dem Verputzen begonnen werden, Lehm stand in Massen zur Verfügung.

Der Frühling zog ein, der Kanal taute auf.

Am 1. Mai, dem großen Festtag, schmückten zahlreiche Transparente das Lager.

Und ein schwerbewachter Transport von 800 Mann wurde mit unbekanntem Ziel eingeschifft. Er fuhr nach Süden davon.

Die beginnende Tau-Periode unterbrach vorläufig auch unsere bis dahin so glänzende Luftpostverbindung, Hatte ich doch im Winter einmal eine Karte aus München erhalten, die nur 9 Tage unterwegs war. Auch dringend benötigte Medikamente hatte man im Flugzeug herangeschafft.

Wir wußten , daß die beiden von uns erbauten Lager für russische Strafgefangene dienen sollten. Jedes war für 6000 Menschen bestimmt. Oft begegneten wir solchen Leuten, die in Gruppen schwerbewacht auf der Straße einherzogen. Auf der Ostseite des Kanals zwischen unseren Lagern lebten sie im Wald in Zelten. Meist waren es jüngere Frauen. Gelegentlich kamen unsere Kutscher mit ihnen in Berührung. Unsere Lager wurden mit allen Einrichtungen, die für das Zusammenleben beider Geschlechter nötig sind, ausgestattet. Sogar Entbindungsheime gab es.

So entstehen in Rußland Städte.

Einige Zeit später räumten wir das Lager 2 und zogen ins Lager 1, auch von dort war am 1. Mai ein starker Transport abgegangen. Es war etwas kleiner als unseres und bereits fertig.

So zogen wir täglich wieder hinaus in die Wälder ohne Bewachung und beluden Lastwagen mit Holz. Die Arbeit war anstrengend, doch hatten wir auch Pausen, bis die Wagen wieder da waren und konnten im Wald herumgehen. Zu essen bekamen wir den ganzen Tag nichts, unseren Durst löschten wir mit Birkensaft. Wir hieben die Bäume an und hängten das Kochgeschirr darunter. In kurzer Zeit war es voll. Der Saft schmeckte recht gut, er ist auch gesund, da er Traubenzucker enthält. Mit fortschreitender Blattentwicklung versiegten diese Brunnen.

Immer wieder bewunderte ich die herrlichen Baumbestände, gab es doch Birken bis zu 80 cm Durchmesser. Sehr viel Holz verkam auch, vor allem Pappeln, da sie als Nutzholz nicht verwendet wurden.

Einige Wochen verbrachten wir noch beim Bau einer neuen Schleuse. Der Kanal enthielt in unserem Gebiet mehr als 30 aus Holz erbaute Schleusen, die die Schiffahrt sehr behinderten. Frauen bedienten die Schleusentore, Frauen in Matrosenuniform mit Gewehr bewachten sie Tag und Nacht. Auch jede noch so kleine Brücke wurde bewacht. Ebenso war es mit den Feldern, wenn sie zur Ernte heranstanden. Für den Diebstahl eines Kohlkopfes gab es in der Regel 5 Jahre Zwangsarbeit.

Wir hatten in der Hauptsache Erdbewegungen auszuführen, und mittels Ramme lange Pfähle einzurammen.

Mitten in diese Arbeiten hinein platzte ein russischer Befehl, daß 150 Mann in Marsch zu setzen seien. Ich befand mich unter ihnen. Wir wurden neu eingekleidet und auf einem normalen Personendampfer eingeschifft. Nur ein Unterleutnant und ein Soldat begleiteten uns. Drei Tage und drei Nächte verbrachten wir zusammen mit einigen hundert russischen Frauen und Männern, deren manche ausstiegen und neue hinzukamen, auf dem Schiff. Die Einteilung war wie bei uns, es gab drei verschiedene Klassen. Die Passagiere der ersten Klasse bekamen wir kaum zu Gesicht. Sie hatten sehr feudale Kabinen mit Fenstern auf den Fluß. Die zweite Klasse war ähnlich, nur lagen die Kabinen ungünstiger. Die dritte Klasse bestand aus einem großen Raum, in dem zweistöckige Holzpritschen standen. An Bord befand sich auch eine kleine Kantine, sowie eine Küche. Das Schiff war maßlos überbelegt mit seinen wohl 500 Passagieren.

Die Russen standen, saßen oder lagen kreuz und quer auf Deck, in den Gängen oder auf den Treppen. Sogar einige männliche Strafgefangene reisten unter Bewachung mit uns.

Ich hielt mich fast immer auf Deck auf, um möglichst viel zu sehen. Zunächst passierten wir zahlreiche Schleusenior Dann ging es auf einem kanalisierten Fluß dahin, dessen Ufer aus dunkler Erde Millionen Löcher aufwiesen, in denen Uferschwalben hausten.

Wir erreichten den Weißen See. Vermutlich heißt er so, weil er so flach ist, daß man den hellen Grund leuchten sieht. Er weist eine beachtliche Größe auf, sein Ostufer war zeitweise nicht zu erkennen. Zuweilen hielt unser Dampfer und wir konnten Beobachtungen anstellen. Am Weißen See liegt der Ort Belozersk. Mir fielen mehrere recht malerische Kirchen mit schönen Zwiebeltürmen auf. Dort eingestiegene Russen sagten mir, es sei nur eine der Kirchen noch in Betrieb, die anderen dienten als Garagen oder Magazine.

Am Südende des Sees wurden wir auf einen anderen Dampfer umgeladen. Viele von uns hatten ihre neue Bekleidung schon auf dem Schiff gegen Lebensmittel umgetauscht und liefen wieder in alten Lumpen umher. Unsere karge Marschverpflegung hatten wir schon am ersten Tage verzehrt. Es war belustigend zu sehen, wie die Russen an den einzelnen Stationen, angetan mit unseren neuen Uniformstücken, das Schiff verließen.

Die Umgebung unseres Umladeplatzes trug dschungelartigen Charakter. In dieser grünen Wildnis lag ebenfalls ein Kriegsgefangenenlager, Tschaika, auch die "Grüne Hölle" genannt. Hier hatten schon im ersten Weltkrieg deutsche Gefangene gehaust. In der Nähe lagen russische Straflager, darunter eines für Kinder. Sie mußten dort arbeiten und die Schule besuchen.

Auf der Scheksna ging es nun weiter nach Süden und es wurde immer deutlicher, daß unser Ziel Tscherepowez sein mußte, das ich 1946 verlassen hatte, in der Hoffnung, es nie wieder zu sehen. Doch eine Hoffnung gab es: mehrere Kameraden hatten in der Hand des russischen Leutnants ein Schreiben gesehen, das unsere Namen enthielt und über dem der Satz stand: "Zur Repatriierung in die Heimat."

Doch gut Ding will gute Weile haben. Vorläufig saßen wir noch auf dem Dampfer, unterhielten uns mit den Russen oder spielten Schach mit ihnen. Die Ufer des Flusses waren leicht hügelig, selten kamen Siedlungen ins Blickfeld. Riesige Flöße begegneten uns. Sie bestanden aus vielen Teilen und waren meist Hunderte von Metern lang. Schlepper zogen sie. Kleine Hütten, vor denen Feuer brannten, standen auf den Flößen und bargen die Mannschaft. Besonders abends boten sie ein malerisches Bild. Am frühen Morgen des 13. Juni 1949 liefen wir in den wohlbekannten Hafen von Tscherepowez ein und traten den Marsch ins Lager an.

Der Kreis hatte sich geschlossen.

Tscherepowez

Von Entlassung war natürlich gar keine Rede und wir marschierten schon anderentags in einer Riesenkolonne von etwa 400 Mann in die bereits bekannte Stadt. Allzuviel hatte sich offenbar nicht verändert, doch waren mehrere große Bauvorhaben begonnen worden.

Wir hatten an einer Wohnhaussiedlung, aus einstöckigen Häusern bestehend, zu arbeiten. Ich wurde wieder Maurer. Die Baustelle war mit allen modernen Hilfmitteln und Maschinen ausgestattet. So hatte jedes Haus bei einer Frontlänge von 30 Metern zwei sehr praktische elektrische Materialaufzüge. Förderbänder standen in großer Zahl zur Verfügung. Die Ziegel transportierte man über sehr große Entfernungen heran. Um sie in das obere Stockwerk zu bringen, bediente man sich einer Art von Gitterkäfigen. Sie hatten kleine Räder, auf denen sie zu den Aufzügen gerollt wurden. Auf dem Gerüst konnte man sie mit einer sinnreichen Hebeleinrichtung kippen und die Steine lagen griffbereit da. Der Einsatz an Menschen und Fahrzeugen war erstaunlich. Es handelte sich bei diesen Bauvorhaben um Schwerpunkte des Fünfjahresplanes.

Wieder arbeiteten wir nach Norm, die - je nach Mauerstärke für uns bei 1 200 bis 1 600 Steinen für acht Stunden lag. Im ersten Stockwerk wiesen die Außenmauern noch eine Stärke von 60 cm auf. Es kam einmal vor, daß eine ganze russische Maurerbrigade von einer Kommission weggejagt wurde und man deutsche Kriegsgefangene ansetzte, die zum größten Teil ihr Handwerk erst in Rußland erlernt hatten. Dennoch arbeiteten sie sauberer und besser als die Russen.

Nach einigen Tagen erlebten wir beim Abmarsch eine Überraschung. Wir überquerten einen sehr langen und breiten Graben, den andere Kameraden ausgehoben hatten. Dabei waren sie auf einen Friedhof aus der Zeit das ersten Weltkrieges gestoßen und hatten Hunderte von damals verstorbenen deutschen Gefangenen ausgegraben. Überall sah man Schädel und andere Knochen herumliegen oder aus den Grabenwänden ragen.

Ein bestialischer Geruch herrschte in der Nähe des Grabens. Um die Arbeiten fortsetzen zu können, wurden Massen von Chlorkalk verwendet.

Tscherepowez heißt "Schädelstätte!"

Nach einigen Wochen wechselte ich den Arbeitsplatz und kam zu dem Projekt "Garage." Es handelte sich um den Bau einer Großgarage, die sogar ein Heizhaus aufwies. Auch hier standen moderne Aufzüge und andere Maschinen zur Verfügung. Die Norm war die gleiche wie vorher. Da wir den ganzen Tag ohne Essen bei einstündiger Mittagspause arbeiten mußten und der Sommer nur sehr wenig Regen brachte, strengte uns die Sache erheblich an. Zwei russische Praktikantinnen unterhielten sich sehr häufig mit uns. Sie mußten dort ihr Praktikum als Technikerinnen ableisten. Beide waren außerordentlich hübsch, etwa zwanzig Jahre alt und sehr gut gekleidet. Außer ihnen arbeiteten noch zahlreiche russische Frauen und einige Männer mit uns.

Zu dieser Zeit waren offenbar Stofflieferungen aus Deutschland angekommen; denn die meisten Frauen trugen schlagartig Sommerkleider mit deutschen Mustern.

Wieder wurde, als die Garage ihrer Vollendung entgegenging, der Arbeitsplatz gewechselt. Das wirkte sich diesmal insofern günstig aus, als der neue dem Lager gegenüber am Ufer der Scheksna lag. Der Baugrund bestand aus sumpfigen Wiesen. Mitten in sie hinein setzte man starke Betonpfeiler, die durch Querträger aus dem gleichen Material verbunden wurden. Auf diesem Gerippe wurden die Gebäude einer großen Möbelfabrik errichtet. Es ragte durchschnittlich etwa einen Meter über die Wiesen heraus. Unter Masseneinsatz von Lastwagen und Pferdefuhrwerken füllte man Erde bis auf Höhe der Querträger auf. Sie wurde mit Baggern an Hügeln abgegraben, die sich einige hundert Meter ostwärts erhoben. Dort oben lagen auch Lager und Straße.

Meist hatte ich drei bis vier junge Mädchen als Handlangerinnen zur Verfügung. Sie waren immer lustig und sehr kräftig. Morgens erschienen sie trällernd und freundlich grüßend, ein Stück Schwarzbrot in der Hand und schoben dann die schweren Karren mit Ziegeln und Mörtel laufend heran.

Mittags lagen sie irgendwo umher, aßen ihr Brot und suchten sich gegenseitig die Läuse aus den Haaren. Als Getränk diente ihnen meist Flußwasser, das eine von ihnen in einem Kessel kochte, sie nannten es "tschaj" (Tee). Wir kamen recht gut miteinander aus. Sie waren erst vor kurzem meist sehr weit von Kolchosen hergebracht worden und fanden ihre jetzige Arbeit viel schöner. Ähnlich wie wir hausten sie in Baracken neben unserem Lager, die von uns errichtet waren. Dieses Lager sollte später noch mehr Russen aufnehmen, da man in dieser Gegend Bauxitvorkommen festgestellt hatte. Zunächst galt es, eine Unzahl von Pfeilern zu mauern und wir mußten uns gewaltig anstrengen, wollten wir unsere Norm auch nur annähernd erfüllen. Später ging es dann an Wände aus Ziegeln. Sie waren zum Teil sehr stark und wir erreichten die Norm, indem wir die äußeren Schichten hochzogen und den Hohlraum mit Brocken und Mörtel gleich karrenweise ausfüllten. Man mußte bei diesem Verfahren natürlich sehr vorsichtig sein, sonst konnte man einen Prozeß wegen Sabotage an den Hals bekommen. Sämtlichen Mörteln wurde Zement, meist in ziemlicher Menge, zugesetzt. Reinen Kalkmörtel, selhst zum Verputzen, sah ich nirgends. Ich sah auch russiche Frauen und Männer mauern, aber ihre Leistungen lagen qualitativ und quantitativ meistens hinter den unseren. Auch auf dieser Baustelle wurde eine russische Brigade von einer Kommission weggejagt und ihr vorgehalten, die Deutschen könnten es viel besser, obwohl sie fast alle keine gelernten Maurer seien. An einem anderen Gebäude mauerten wir fast ausschließlich mit Schlackebetonsteinen des Formats 40 x 20 x 20 cm. Sie waren sehr rissig und schwer, doch war die Norm hier günstiger als bei Ziegeln und betrug etwa 120 Steine in acht Stunden. Man vertat allerdings viel Zeit mit dem Anwerfen der Kanten, da diese sehr schmal waren. Es gab, wie aus der Skizze ersichtlich, zwei Sorten.

Das Wetter war wochenlang herrlich und wir alle wurden braun wie Mohren. In diesen Monaten Juni bis September verdienten wir sogar einige Rubel in bar. Zunächst hatte ja jeder Kriegsgefangene seine Verpflegung zu erarbeiten. Der Satz, einschließlich Bekleidung und Wohnung, betrug ungefähr 450 Rubel im Monat und war nicht leicht zu erreichen, da man uns die lohnenden Arbeiten nur gab, wenn Russen nicht zur Verfügung standen. Wir konnten uns also etwas Brot zusätzlich kaufen und arbeiteten daher auch eifriger.

Mit einer Praktikantin, einem sehr gepflegten und liebenswürdigen Mädchen, unterhielt ich mich täglich sehr ausführlich. Es setzte sich meist zu mir auf die Mauer und sah zu. Unsere Gespräche drehten sich um alle möglichen Dinge und ich konnte in manchem ihr Urteil über uns Deutsche korrigieren. Ebenso erfuhr ich von ihr mancherlei Wissenswertes.

Uns war schon seit Wochen aufgefallen, daß die Bevölkerung teilweise recht zurückhaltend geworden war. Der Grund lag darin, daß in der Stadt ein Hetzfilm lief, in dem deutsche Soldaten russische Kinder auf einer Kreissäge auseinanderschnitten. Die Leute glaubten das offenbar.

Eines Tages sagte mir meine Freundin Nina, sie fahre nun drei Wochen auf Urlaub nach Kamen zu ihren Eltern und wenn sie zurückkomme, seien wir nicht mehr hier.

"Wo sollten wir denn dann sein?"

"Oh, Ihr werdet zu Hause sein!"

Ich lachte sie aus, kein Mensch bei uns glaubte noch an solche Parolen. Wir verabschiedeten uns herzlich.

Sie behielt recht, ich sah sie nicht wieder.

Eines Tages sollten wir ein kleines Transformatorenhäuschen mauern. Der russische Natschalnik verlangte, es müsse in vier Tagen fertig sein. Unsere Brigade bestand aus vier Maurern und sechs Handlangern, lauter Deutschen. Ich lachte ihn aus und sagte ihm, wir hätten es nicht eiliger, als die Russen mit der Entlassung. Außerdem verlange er Unmögliches.

Er meinte, wir müßten es hinkriegen. In vier Tagen komme eine Kommission und es würde schlimm für ihn, wenn das Häuschen nicht stehe.

Wie viel er uns zahle, wenn wir es schafften? Er rechnete und sagte: "Ihr bekommt hundert Rubel von mir, wenn Ihr rechtzeitig fertig werdet!"

"Gut!" sagte ich ihm, "aber wenn Du uns nachher betrügst, werden wir so faul sein wie nie zuvor."

"Nein, Ihr bekommt das Geld ganz bestimmt!"

Wir arbeiteten wie Pferde und er hielt Wort.

Mitten in diese Arbeit hinein platzten Gerüchte, wir würden nach Deutschland entlassen. Niemand glaubte daran. Doch wurden tatsächlich Vorbereitungen für einen großen Transport getroffen. Die Lagerbetriebe stellten hölzerne Eßkübel und Schöpfkellen her. Die Antifa malte zahlreiche Propagandatransparente mit Danksagungen für den vorzüglichen Kuraufenthalt und Versprechungen an Väterchen Stalin. Die seit Monaten währende Vernehmungswelle erreichte ihren Höhepunkt. Eine fieberhafte Aufregung herrschte überall.

Doch wir mauerten immer noch unten am Fluß. Nina war in Urlaub und wir kämpften weiter um unsere 200 Gramm Zusatzbrot.

Eines Morgens - wir schliefen noch alle - kam einer in die Baracke und verlas eine Reihe von Namen, darunter meinen.

"Diese Leute gehen heute nicht mehr zur Arbeit!" Man schrieb Ende September 1949.

Sechs Tage lang wurde eingekleidet, sauniert, vernommen, untersucht, wurden Leute von den Listen gestrichen, Resolutionen an Stalin entworfen und zur Unterschrift herumgereicht, quälten uns nachts Scharen von Wanzen.

Dann verließen wir das Lager und bestiegen unsere Güterwagen, die diesmal offen blieben und weniger dicht belegt waren. Sogar eine Kapelle begleitete uns, die bei jedem Aufenthalt Scharen von Russen herbeilockte.

Über Moskau, vorbei an den herrlichen Kirchen von Smolensk, über Warschau ging die Fahrt nach Deutschland. Nach acht Tagen erreichten wir Frankfurt an der Oder, die Leute winkten mit Bettüchern aus den Fenstern, uns liefen die Tränen herunter und die Volkspolizisten schauten uns nicht an.

Am 1.Oktober 1949 kontrollierte der letzte russische Posten unsere Papiere an der bayerischen Grenze bei Hof.


Lebenslauf von Herbert Thieß

Hilde und Herbert ThießGeboren 20. April 1915 in München.

Kindheit im Elternhaus.

Nach Besuch der Volksschule und des Gymnasiums Studium für das Lehramt an Volksschulen.

Tätigkeit an verschiedenen Schulen in München und Oberbayern, dazwischen Wehrdienst bei der Luftwaffe.

Bei Beginn des Kriegs Einberufung zur Luftwaffe, Tätigkeiten als Fluglehrer, Offizier und Pilot bei einem Schnellkampfverband.

Bei Kriegsende in sowjetrussische Gefangenschaft, schwere Wiedergutmachungsarbeiten in Gebiet des Weissmeer-Kanals und in Leningrad.

Heimkehr im Oktober 1949.

Studium für das Lehramt an beruflichen Schulen. Tätigkeiten an Berufsschule, Meisterschule, Berufsaufbauschule und Telekolleg.

Zuletzt Oberstudiendirektor und Leiter eines Berufbildungszentrums in München.

Pensionierung 31. Juli 1979.

Verstorben 19. Mai 2008 in Trostberg.


Bilder zum Bericht

Der Autor 1934 als Abiturient

Der Autor 1934 als Abiturient
Der Autor 1942 mit Bordmechaniker bei den Startvorbereitungen mit einer Junckers W34

Der Autor 1942 mit Bordmechaniker bei den Startvorbereitungen mit einer Junckers W34
Übersichts-Landkarte

Übersichts-Landkarte. Gebiet Leningrad-Vytegra-Tscherepowez
Holzschnitzerei eines mitgefangenen Berliner Künstlers, mit Brotration bezahlt

Holzschnitzerei eines mitgefangenen Berliner Künstlers, mit Brotration bezahlt
Die Schreibmaschine des Autors

Die Schreibmaschine des Autors
Kategorie: Erinnerungen von Kriegsgefangenen | Hinzugefügt von: Anatoli
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