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Vortrag von Harald Föhr-Waldeck "Sowjetische Gefangenschaft - von einem ehemaligen Angehörigen der Deutschen Wehrmacht aus - betrachtet"
14.06.2013, 09:02

- Hier meine Stellungnahme zum Thema: "Sowjetische Gefangenschaft - von einem ehemaligen Angehörigen der Deutschen Wehrmacht aus - betrachtet" - Gestatten Sie mir, zuvor ein kurzes Gebet zu sprechen, in das ich Sie alle einschliesse. - "Gibt es einen Befreier von Schwierigkeiten ausser Gott ? - Sprich: gelobt sei Gott, Er ist Gott. - Alle sind Seine Diener und alle steh`n durch Sein Gebot." Bab. - Und ein Sinnspruch von Thomas von Aquin, den ich mir zueigen gemacht habe: "Habe dein Schicksal lieb, es ist der Gang Gottes mit deiner Seele." - Es wurde mir wohl in die Wiege gelegt, Schauspieler zu werden, denn mit einem Jahr bekam ich den ersten Filmvertrag, d.h. meine liebe Mutter - sie war Opernsängerin - nahm ihn für mich entgegen. - Mein lieber Vater war Kaufmann und ich wurde am 28. 01. 1925 in Berlin geboren. - Mit 12 Jahren fasste ich den Entschluss, Schauspieler zu werden und hatte mit 13 Jahren mein 1. Debüt am Deutschen Theater in Berlin und am Josephstätter-Theater in Wien. - Als ich 14 Jahre alt war und das Gymnasium besuchte, brach der 2. Weltkrieg aus. - Von 16 - 18 Jahren besuchte ich die Staatliche Schauspielschule am Staatstheater in Berlin. - Beim ersten Grossangriff auf Berlin (01. März 1943), wurden wir total ausgebombt. - Und im gleichen Jahr starb mein Bruder mit 20 Jahren an einer Krankheit als Militärperson (er war in Russland im Einsatz). - 1/2 Jahr war ich noch am Theater (Karlsbad), dann wurde ich zur Wehrmacht einberufen. - Mit 18 Jahren Soldat, mit 19 Jahren als Gruppenführer-Unteroffizier an die Front in Ungarn (nach dem Fall von Stalingrad). - Wir befanden uns auf dem Rückzug und die Durchhalte-Parole hiess: "Sieg oder Sibirien!" - Mit 20 Jahren geriet ich in der Tschechoslowakei - 1 Tag nach Kriegsende, nicht weit von Prag - in Russische Gefangenschaft. - Die russischen Soldaten kamen auf uns zu und riefen schon von Weitem: "Kamerad - Voina kaput - skoro damoi - bald nachhause ..." - Allgemeines Aufatmen, der Krieg war zuende! - Vom 1. Auffanglager führte man uns - auf dem "Todesmarsch" nach Prag (ca. 20 km.). - Von Prag zurück nach Pirna bei Dresden, dort würden wir entlassen? - "Sieg" gab es nicht und Sibirien wird es wohl nicht geben, sonst würden sie uns ja nicht zurück in die Heimat bringen? - Es hiess, wir kämen noch zum Wiederaufbau des Stettiner Hafens dorthin, Offiziere zur Aufsicht, gemäss der Genfer Konvention? - 3 Tage Bahnfahrt. - Ein Güterzug mit Viehwagen fuhr vor, wir wurden zu 45 Mann in die Wagons hineingepfercht und aus 3 Tagen wurden 33 Tage und wir landeten hier, in Tscherepowez. - Also doch "Sibirien?!" - Alles Vertrauen, alle Hoffnung, alle Zuversicht war dahin! - Das Lagerleben begann, erst bei Tscherepowez, dann bei Vologda und Sokol. - Das Schlimmste war die Ungewissheit, denn niemand hat uns gesagt, wie lange die Gefangenschaft dauern würde, wann und ob wir überhaupt jemals die Heimat wiedersehen würden? - Dann das Klima, der lange Winter, die Kälte! - Die Unterkünfte, auf den Holzpritschen, wie die Oelsardinen? - Die Verpflegung??? - Die Arbeiten, die auch wir als Offiziere genau so zu verrichten hatten? - Die Arbeitsnormen? - Die robuste Behandlung? - Das Ungeziefer?! - Die Hygiene? - Keinerlei Kontakte zur Aussenwelt - spärliche Post? - Kein Papier, Zeitung, Bücher oder sonst? - Krankheiten (selber bekam ich Gelbsucht, 2 mal Gesichtsrose, Bauchtyphus, man legte mich auf`s Sterbezimmer und hätte ein Kamerad mich nicht mit etwas abgekochtem Wasser versorgt, stünde ich heut` nicht hier). - Mangelnde ärztliche Betreuung? - Medikamente = Null! - Wo blieb das IKRK? - Die lange Dauer - die Aussichtslosigkeit - die Ohnmacht - führte bei vielen schliesslich zur Hoffnungslosigkeit, dies` alles zusammen liess uns diese Gefangenschaft zur Hölle werden, aus der es scheinbar kein Entrinnen gab? - Wer da keinen Glauben hatte, oder gar seinem Glauben abgeschworen hat, sich selber aufgab, der hatte keine Chance, der war rettungslos verloren! - Darum - so will ich meinen - sind so viele gestorben? - So war es mir - dank der Gnade Gottes - vergönnt, 1949 heimzukehren! - So fand ich wieder zu meinen Angehörigen (Mutter, Schwester und später auch zu meinem Vater in der Schweiz), zu einem Neubeginn am Theater, fand später die Frau meines Leben`s, die - als Perserin - mich mit dem Baha`i - Glauben bekannt gemacht hat und wir drei Töchter haben und Gott mich schliesslich - nach der Wende - zum Baha`i - Glauben finden liess (1990). - Dieser neue Glaube, mit einer neuen Zukunfts-Perspektive, Zukunfts-Vision, gab mir die nötige Motivation, hierher zurückzukehren (1994). - Fand hier in Vologda zu einer Gastfamilie, die mich aufnahm, wie einen verloren geglaubten Sohn, der plötzlich wieder auftaucht, als hätte ich immer schon zu ihrer Verwandtschaft gehört?! - Lernte meine Dolmetscherin kennen, die inzwischen geheiratet hat, ein Bübchen hat und mit ihrem Mann in Tscherepowez lebt, meiner 2. Gastfamilie. - Inzwischen war ich schon 3 mal wieder hier (1998, 1999, 2001). - Jedesmal hat sich der Kreis vergrössert und dass ich heute hier vor Ihnen stehen darf, gereicht mir zur Ehre, vor diesem Kreis, die Sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, die nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, die durch Kriegseinwirkungen, oder Gewaltherrschaft um`s Leben kamen, oder geschädigt wurden, so auch dem Schicksal der damaligen Kriegsgefangenen in Ihrem Gebiet, angenommen haben. - Möge Gott Ihnen die nötige Kraft verleihen, die es braucht, um Ihre Ziele wahrnehmen- und durchsetzen zu können. - So lassen Sie mich schliessen mit ein paar kurzen Zitaten von Baha`u`llah (Herrlichkeit Gottes) - 1817-1892 - dem Stifter der Baha`i - Religion: "Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind seine Bürger." - "Es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern der die ganze Welt liebt." - "Hass ist Finsternis, wo immer er nistet und Liebe ist Licht, wo immer sie wohnt." - Und schliesslich: "Ihr seid die Blätter eines Zweiges, ihr seid die Früchte eines Baumes, ihr seid die Tropfen eines Meeres und ihr seid die Blumen eines Gartens." - Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! -

Kategorie: Veranstaltungen | Hinzugefügt von: Anatoli
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