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Werner Pierchalla: Kriegsgefangenenlager Grjasowjetz (Dezember 1943 - Januar 1945)
14.06.2013, 11:36

Auf dem Wege nach Grasowjetz

Am 18. Dezember 1943 rief ein sowjetischer Wachtposten 18 Namen auf, darunter auch meinen. Das war in der Regel kein gutes Zeichen, denn es bedeutete: Ab zum Verhör auf die Kommandantur. Ein deutscher Oberstarzt (ein Stalingrader) und 17 deutsche Offiziere erschienen auf der Komandantur. Untereinander kannten wir uns nicht. Man erklärte uns, dass wir in ein anderes Lager kämen. Wir bekamen einen russischen Zivilmantel und eine Pelzmütze sowie einen kleinen Beutel mit Trockenbrot, Trockenfisch und etwas Räucherfleisch. Meinen wertvollen Fahrermantel musste ich leider abgeben.

In grosser Sorge gingen wir auf die Reise, wussten wir doch von der Ermordung der polnischen Offiziere in Katyn. Dass unsere Sorge nicht ganz unbegründet war, zeigt der Verlauf der vom 28. November bis zum 1. Dezember 1943 in Teheran stattgefundenen Gipfelkonferenz mit Stalin, Roosevelt und Churchill.

Mit einem LkW ging es zum Bahnhof, wo wir in den fahrplanmässigen Zug nach Moskau einstiegen. Nur zwei sowjetische Offiziere waren unsere Bewachung. Wir belegten mehrere Abteile, die mit anderen Abteilen offen verbunden waren, so dass ich mich mit einem sowjetischen Marineoffizier, der zwar im nächsten Abteil, aber doch neben mir lag, lange unterhalten konnte. Nachts klappte man die Rückenlehne hoch, so dass drei Mann übereinander schlafen konnten. In einem überfüllten Moskauer Bahnhofssaal mussten wir auf der Erde Platz nehmen und dort einmal nächtigen. Wir wurden nicht angepöbelt, vielleicht auch nicht als Deutsche erkannt. Von einem anderen Bahnhof fuhren wir in das etwa 300 km entfernt gelegene Wologda, einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt der Eisenbahnlinien Moskau - Murmansk - Archangelsk und von Leningrad Richtung Südwesten.

Wir kamen in das 1943 wieder errichtete Lager 150, etwa 20 km von Wologda und 7 km von Grasowjetz entfernt. Bereits im Dezember 1939 eingerichtet, hatte es zunächst finnische Gefangene aus dem finnisch-sowjetischen Krieg aufgenommen. Diesen folgten polnische Kriegsgefangene aus der Zeit der Besetzung polnischer Gebiete durch sowjetische Truppen nach dem Hitler-Stalin-Pakt 1939. Zwischenzeitlich aufgelöst, wurde das Lager 1943 erneut eingerichtet, um bis August 1948 zu existieren. Es wurde ab Ende 1943 ein Offizierslager.

Die Bedeutung des Bezirks Wologda

Die Gegend war ein altes Verbannungsgebiet, in dem während der Zarenzeit Dostojewski, Stalin, Lenin u.a und später in den Straflagern des GULAG sehr viele berühmte Russen gelebt haben. Wologda lag noch nicht in Sibirien.

Etwa ein Drittel der Versorgung der gesamten Front gingen über diesen Punkt, vor allem auch die amerikanischen Lieferungen. Gewaltige Ströme von Verwundeten der Karelischen und der Wolchowschen Fronten, Evakuierte aus Karelien, Leningrad usw. füllten von 1941 - 1943 die umliegenden Ortschaften. Insgesamt waren es mehr als 3 Millionen Menschen.

Nicht allzuweit von der Front und doch weitgenug im Hinterland sollte Wologda bei der Aufnahme und Verteilung deutscher Kriegsgefangener im Verlaufe des Krieges und der ersten Nachkriegsjahre eine entsprechend grosse Rolle zuteil werden.

Die ersten Monate in Grasowjetz

Als wir 18 Offiziere am 21. Dezember 1943 dort ankamen, lebten im Lager etwa 500 deutsche Landser, die in einem erbärmlichen Zustand waren. Sie liefen fast als Skelette herum. Ausserdem waren dort fünf sehr sympathische finnische Offiziere. Nach Entlausung und Waschung (!) wurden wir in einem zweistöckigen Holzhaus untergebracht, sechs Mann in einem grossen Raum auf Eisenbetten mit Strohsäcken (!). Plötzlich war eine neue Welt erstanden!

Das Lager, ein ehemaliges Klostergelände, war natürlich wie üblich umzäunt und streng bewacht. Das Gelände war etwa 200 m breit und ca 800 m lang. Am Ende stand auf einer kleinen Anhöhe ein mehrstöckiges steinernes ehemaliges Klostergebäude mit mächtigen Mauern. Der kleine Fluss Nurma, hier etwa 15 m breit, verlief quer durch das Lager. Dort konnten wir uns wenigstens waschen. Ich ging täglich dorthin, um mich abzuhärten. Im Winter schlugen wir ein Loch ins Eis. In der ersten Zeit wurde uns das Essen dreimal täglich - jeweils 200 Gramm Brot und eine dünne Krautsuppe, in der ein paar Kartoffelstücke schwammen - gebracht. Wir hatten Hunger. Da wir nicht zu arbeiten brauchten, konnten wir damit überleben. Krankheiten kannten wir nicht. Ich organisierte von uns Offizieren eine "Patenschaft" für je einen Landser. Wir gaben täglich 200 Gramm Brot ab. Alle machten mit. Ich "betreute" einen ganz jungen Soldaten, der täglich zu mir kam.

Das Zusammenleben unter uns Offizieren war hervorragend (Einer von ihnen war Dr. Elmar Ullrich / Würzburg, der mich unlängst anrief. Wir sahen uns hier nach 54 (!) Jahren wieder). Von den Sowjets sahen wir kaum etwas. Langsam füllte sich das Lager. Die Landser bauten Baracken. Wir mussten nach einigen Wochen in das Kloster umziehen, wo fünf Pritschen übereinander aufgestellt wurden. Matratzen gab es nicht. Wir schliefen also auf den Brettern. Jeder hatte nur 60 cm Breite zum Liegen. Alle mussten auf der Seite liegen, damit wir überhaupt Platz hatten. Die Wanzen belästigten uns sehr. Oft rissen wir die Bretter raus, um sie ausserhalb des Klosters über ein Feuer zu halten. Das brachte aber nur für wenige Tage Ruhe.

Alle vier Wochen wurden wir entlaust und konnten die Wäsche wechseln. Eigentum hatten wir ja nicht mehr. Zahnbürste oder gar Zahnpasta oder Kamm und Bürste hatten wir bis zum Ende unserer Gefangenschaft nicht. Im Offizierslager konnten wir uns die Haare wieder wachsen lassen. Schon lange war uns alles weggenommen worden. Etwa monatlich wurden wir "gefilzt", d.h. raustreten, abgetastet werden. Die Wachmannschaften kletterten auf unseren Pritschen herum. Viele bastelten sich eine primitive "Waage". Über einen Holzständer wurde eine Holzleiste gelegt, an der an Bindfaden angehängte Brettchen hingen. Als Gewicht dienten Steine, die solange behauen wurden, bis sie 200 Gramm wogen. Die 200 Gramm ermittelte man anhand eines Gewichts aus der Küche.

In der Küche wurden ganze Brote empfangen. Die wurden dann in der Unterkunft für eine 6er Gruppe geteilt, d.h. zerschnitten und mit unseren Waagen abgewogen. Wenn eine Ration etwas zu leicht ausgefallen war, wurde noch ein kleines Brotstückchen, ein sog. Supplement, als Gewichtsausgleich dazugelegt. Nachdem alle 200 Gramm-Stücke auf dem groben, von uns gefertigten Holztisch lagen, fragte der Älteste einen von uns, der sich umdrehen musste, wer das Stück, auf das er gerade zeigte, bekommen solle. Zu solchen kindlichen Spielen trieb der Hunger an. Der bekam es also dann. Die beiden Kantenstücke, die ja trockener waren, wurden der Reihe nach entsprechend verteilt.

Kompliziert war auch das Verteilen der Suppe. Eine etwa 8 Liter grosse, von Gefangenen gefertigte Blechschüssel mit Suppe wurde dreimal täglich aus der Küche abgeholt. Das Verteilungssystem war genau geregelt. Aus Holz hatten wir Löffel geschnitzt. Reihum wurde man als "Verteiler" bestimmt. Mit dem Löffel wurden zunächst die oben schwimmenden Fettaugen abgeschöpft und verteilt. Danach kam es darauf an, ob es eine Krautsuppe oder, was seltener vorkam, eine Erbsen- oder Sojasuppe war. Bei der Krautsuppe wurde nach dem Abschöpfen der Fettaugen auf gleiche Weise das oben schwimmende Kraut abgeschöpft und verteilt. Danach wurde die Flüssigkeit verteilt. Bei der Erbsensuppe war es umgekehrt. Die Erbsen lagen auf dem Grunde. Also wurde nach Verteilung der "Fettaugen" die Flüssigkeit verteilt und anschliessend das "Dicke" herumgegeben. Hin und wieder haben wir unsere Konservenbüchsen im Fluss gespült. Dort entnahmen wir auch unser Trinkwasser. Im Offizierslager gab es keinen Todesfall!!

Allgemeiner Hinweis auf meine Lagerberichte

Insgesamt war ich in 9 Lagern. 8 davon waren Mannschaftslager mit jeweils nur wenigen deutschen Offizieren, meist Ingenieure und Architekten. Dort ging es natürlich häufig nicht so korrekt zu wie im Offizierslager Grasowjetz. Eines der "schönsten" russischen Worte ist das Wort "skitka" (= Schwund). Überall gab es "Schwund" (Rabatt, Nachlass), sogar bei Kartoffeln, Holz, Benzin usw. Durch das "Organisieren" der Russen und der Deutschen trat eben überall "Schwund" ein. Die Russen waren unser Vorbild! Was nicht niet- und nagelfest war, unterlag dem "Schwund". Die "Gemeinschaftsarbeit" zwischen Russen und Gefangenen klappte in der Regel insoweit vorzüglich. Aber darüber später noch ausführlich.

Eine Anmerkung gleich am Anfang:

Wie ich schon oben berichtete, sind viele meiner "Geschichten", die ich hier noch erzählen werde, für einen Deutschen, der nicht in sowjetischer Gefangenschaft war, unglaubwürdig. Auch meine liebe Frau war bei meinen Erzählungen zunächst sehr skeptisch. Inzwischen aber ist alles durch Zeugen bestätigt.

Die Russen verstehen meine Geschichten sofort, weil sie das alles heute noch täglich erleben, und ergänzen sie mit grossem Spass. Wenn ich heute mit Russen zusammen bin, erzähle ich diese Geschichten. Oft sagen sie mir, dass heute alles noch viel schlimmer sei.

Es gehörte ihnen ja auch alles. Alles war "Volkseigentum", an dem sie sich schadlos halten konnten. Von der "Nomenklatura", den Führern des Staates, stündlich betrogen, revanchierten sie sich und betrogen den Staat. Vom "Schwund" lebten sie eben.

Wenn ich heute mit ehemaligen Kriegsgefangenen zusammen bin, sind diese Geschichten das Hauptthema, nicht unsere Not. Jeder ist "stolz", dass er sich in die Reihe der "Organisierer" einreihen konnte. Und die Russen haben diese Lebensweise über 70 Jahre lang erlebt, vielleicht auch mehrere hundert Jahre. In den 6 Jahren meiner Gefangenschaft habe ich das auch gelernt. Übrigens sind ein Teil meiner Erlebnisse von einem Rjasaner Journalisten, meinem Freund Genadij Karpuschkin, in Zeitungen und im Radio von Rjasan veröffentlicht worden. Aber die schönsten Stories, auf die ich heute noch "stolz" bin, kommen noch! In einem sozialistischen Land wäre ich nach diesen Lehrjahren jedenfalls nicht verhungert.

Die deutsche "Selbstverwaltung"

Im Lager 150 wurde die innere Lagerverwaltung in deutsche Hand gegeben. Unter Aufsicht von zwei deutschen Offizieren, die täglich wechselten, wurde die Verpflegung auf der Kommandantur empfangen. Die Küche stand Tag und Nacht unter Aufsicht dieser "Offiziere vom Dienst". Man kann wohl sagen, dass hier alles mit rechten Dingen zugegangen ist und die uns zustehende Ration bis zu uns kam..

Das lag aber auch am sowjetischen Lagerchef, dem russischen Obersten Surma. Der baltendeutsche Chefdolmetscher von Feldmarschall Paulus, Graf (oder Freiherr) Boris von Neidthard, der für mich bald eine Rolle spielen sollte, war mit Surma in der Zarenzeit auf der Kadettenschule gewesen. Oft kam Surma ins Lager, um mit unserem besten Schachspieler, einem Hauptmann Rahn, eine Partie zu spielen.

Die Offiziere wurden als Arbeitskräfte nur für die Versorgung des Lagers eingesetzt. So mussten Kartoffeln geschält, Baumstämme als Brennmaterial auf eine Entfernung von etwa zwei km auf den Schultern herbeigeschleppt werden usw.

Hierbei sah ich vereinzelt Offiziere, die mit Orden und Ehrenzeichen plus Monokel herumliefen. Wir siezten uns natürlich und redeten den höher Chargierten mit Dienstgrad an.

Das katastrophale Anwachsen der Gefangenenzahl

Das Lager war für 500 Gefangene vorgesehen. Laufend kamen aber immer mehr Offiziere an, so nach dem Verlust der Krim, vor allem aber nach dem Zusammenbruch der Mitte im Juli 1944. Nach der grossen Sommeroffensive der Sowjetarmee gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte (siehe dazu oben) standen eines Tages nach dem bekannten Marsch durch Moskau fast 4.000 Offiziere (!!) vor dem Lagertor. Gottlob kamen sie im Juli des guten Sommers 1944 an. Mit grossen Anstrengungen wurden bis in den letzten Winkel des Klosters Pritschen bis zu 5 "Etagen" und weitere Baracken errichet. Bei Einbruch des Winters hatten alle ein Dach über dem Kopf. Man kann sich vorstellen, dass es an allem mangelte. Die Zeiten für das Wäschewechseln wurden endlos hinausgeschoben. Irgendwelche Tauschbekleidung gab es nicht. Aber wir haben überlebt.

Kulturarbeit und Freizeit

Die Kulturarbeit wurde von den Russen zugelassen.

So bildeten sich zwei Chöre, ein philharmonischer Chor und ein "Männergesangverein". Diese Chöre übten zweimal täglich zwei Stunden und brachten wöchentlich ein neues Programm heraus. Viele drängten schon deshalb zum Chor, weil die Mitglieder von der Lagerarbeit befreit waren. Die Aufnahme in den Chor war streng. Es musste vorgesungen werden. Noten gab es nicht. Die beiden Dirigenten setzten die Chorsätze im Anfang auf die Rinde von Birken. Als "Bleistift" hatte man angespitzte Holzkohle. Ohne Noten wurde dann eingeübt. Vom philharmonischen Chor, dem ich angehörte, wurden so anspruchsvolle Stücke wie der "Pilgerchor" aus Wagners Tannhäuser aufgeführt.

Bald waren auch eine Geige und eine Guitarre da. Später, nach meiner Zeit "erschien" das gesamte Posener Rundfunkorchester mitsamt den Instrumenten.

Man veranstaltete wöchentlich ein "Schatzkästlein" (Musik und Rezitationen), später kamen Theaterstücke dazu. Ende des Jahres 1944 hatten wir bereits einen grossen Speisesaal gebaut, in dem die Aufführungen stattfanden. In den folgenden Jahren fanden dann auch Unterhaltungsveranstaltungen mit leichter Muse statt. Es war schon toll, was man da alles fertigbrachte. Heute noch trifft sich jährlich der "harte Kern" der Kulturgruppe (etwa 6 Mann). Zu ihnen gehört Willi Knopp, der hier in Münster wohnt. Er war und ist heute noch im Privatleben ein hervorragender Conférencier. An seinem 75. Geburtstag wurde unlängst von dieser Gruppe ein kleines Programm á la Grasowjetz aufgeführt.

Es wurden auch viele "Vorlesungen" angeboten: Philosophie, Theologie, Rechtskunde, Astronomie, Sprachkurse usw.; "Referenten" und Hörer hatten natürlich keine Unterlagen. Irgendwo in einer Ecke einer Baracke fand man sich zusammen um zu hören.

Ich hörte Philosophie, Theologie, Rechtskunde und nahm am spanischen Sprachkursus teil, weil ein Mitgefangener, dessen Vater eine Landmaschinenvertretung in Chile hatte, mich für die Auswanderung begeistert hatte. Übrigens war er, obwohl chilenischer Staatsbürger, in die Wehrmacht eingetreten, um nach Ableistung der Wehrpflicht wieder nach Chile zurückzukehren, was ihm durch Krieg und Gefangenschaft durchkreuzt worden war.

Es wurde sehr viel Schach gespielt. Figuren und Brett schnitzten wir uns - je nach Können -selbst. Die schwarzen Figuren wurden leicht angekohlt. In einem kleinen Leinensäckchen hatte ich meine Schachfiguren, daneben auch ein eigenes Brett. Wer ungeschickt war, musste sein Schach gegen Brot oder Tabak erwerben.

Auch Kartenspiele fertigten wir selbst an. Und zwar schnitzten wir kleine, ganz flache Holzplätt-chen (etwa 4x3 cm), die wir beim Spielen vor uns auf einen Ständer - ein dünnes Brett mit Querleisten - legten. Die "Roten" wurden mit Kaliumpermanganat, das aus dem Ambulatorium "organisiert" wurde, gefärbt, die "Schwarzen" wie beim Schach geschwärzt. Bleistifte oder Tinte gab es nicht. Das Mischen der "Karten" war nicht einfach.

Mit Hilfe eines Zahnarztes schnitzte ich eine etwa 15 cm grosse Madonna, die meine Schwester Marianne noch aufbewahrt.

Natürlich wurde endlos diskutiert.

Der Hunger trieb seltsame Blüten. So gingen einige Gefangene von Baracke zu Baracke, um sich Rezepte der einzelnen deutschen Landschaften mit Holzkohle auf Birkenrinde aufzuschreiben. Nach ihrer Rückkehr wollten sie alles geniessen. Andere zerkleinerten ihr Brot in Stückchen von ca 2 x 2 cm, legten sie auf ein selbstgefertigtes Brettchen und bestreuten sie mit Zucker. Danach zerkauten sie sie, indem sie sie lange im Mund hielten. So konnten sie dreimal täglich Stunden verbringen. Das war eine sehenswerte "Zeremonie". Ich verschlang mein Brot sofort nach Verteilung.

Für Geburts- und andere Gedenktage wurde Brot zurückgelegt und auf der Pritsche irgendwie versteckt. Auf so etwas liess ich mich nicht ein. Esoteriker hatten Hochkonjunktur, waren aber doch sehr selten. Wir jungen Offiziere kannten das bis dahin überhaupt nicht. Bei den Älteren gab es vereinzelt leichte Prügeleien wegen der Verpflegung. Einmal wurde ein ehemaliger Zahlmeister eines Brotdiebstahls überfuhrt (sog. Kameradendiebstahl). In einer Nacht kam "der Heilige Geist" über ihn, der ihn fürchterlich zurichtete. Ich habe mich daran nicht beteiligt.

Als es einmal Hirsebrei gab, den ich mit Zucker bestreute, fragte ich mich, warum die westliche Welt diese köstliche Speise noch nicht entdeckt habe. Ich nahm mir vor, zu Hause wenigstens einmal monatlich Hirsebrei zu essen. Daraus wurde nichts, da er mir zu Hause nicht mehr besonders mundete.

Die Antifa-Arbeit

Das antifaschistische Komitee bestand im Lager Grasowjetz aus seriösen Leuten; darunter der hiesige Historiker - als ehemaliger Oberleutnant "Abiturient mit Osterfahrung" - Prof. Dr. Erich Kosthorst, den ich nach dem Kriege hier traf und mit dem ich seitdem Kontakt habe.

Die ehemaligen Mitglieder des Antifakomitees trafen sich bis vor kurzem jährlich. Alle gingen in den Westen. Es war wohl kein Kommunist darunter. Ich war nicht beteiligt.

Wie ich oben schilderte, ist der Bund Deutscher Offiziere erfolglos geblieben. Er wurde am 2. 11. 1945 aufgelöst. Ein Grossteil der gefangenen Offiziere hat im Laufe des Jahres 1944 den "Hoheitsadler" (mit Hakenkreuz) von der Jacke abgetrennt. Ich gehörte dazu.

Eine politische Schulung fand praktisch nicht statt. Zwar fanden auch "Vorlesungen" über Marxismus statt. Aber da brauchte man nicht hinzugehen. Es wurde auch nicht kontrolliert, wer sich das anhörte. Dort war ich bedauerlicherweise nie.

Im Lager gab es einen harten - lautstarken - Kern von nationalsozialistisch, vielleicht auch nur extrem national gesinnten Offizieren. Das war eine Minderheit, die sich aber immer wieder bemerkbar machte, vor allem dann, wenn sie wieder von einer deutschen Offensive (z.B. der Ardennenoffensive im Herbst 1944) hörten. Und natürlich warteten sie sehnsüchtig auf den Einsatz der deutschen "Wunderwaffen". Man sprach von neuen Raketen, ohne Genaues zu wissen. Für diesen harten Kern war es selbstverständlich, dass man sich nicht etwa freiwillg zur Arbeit meldete. Immer wieder hörte ich, man lerne nicht russisch, die Sprache des Feindes.

Von einer Kriegsschuld Deutschlands war auch in unseren Reihen nie die Rede. Die "schweigende Mehrheit" stand abseits. Als Anfang 1945 ein Offizier von der Vernichtung der Juden sprach, wurde er fast gelyncht. Man hielt ihn für einen Feindpropagandisten, der die deutsche Soldatenehre in den Dreck zog. Wie ich oben schon berichtete, kenne ich niemanden, der vor Kriegsende von der Vernichtung der Juden etwas gewusst hat.

Natürlich gab es auch wechelseitige Zuschreibungen, auch noch Jahre nach dem Kriege, die die einen als Verräter, die anderen als eingefleischte Nationalsozialisten definierten. Die Antifaleute wurden schnell als "Kaschakommunisten" (Kascha = Brei) verschrieen, was in vielen Fällen sicher richtig war.

In den seriösen Diskussionen spielte der Fahneneid, der ja ab 1934 auf Hitler und nicht mehr auf das Deutsche Volk geleistet werden musste, eine grosse Rolle. Die Frage der Bindung an diesen Eid wurde leidenschaftlich diskutiert.

Darüber hinaus diskutierte man über den Inhalt von Kapitel 13 aus den Briefen des Apostels Paulus an die Gemeinden in Rom. Dort heisst es: "Jeder soll sich der Ordnungsmacht des Staates fügen. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott verliehen wird. Wer sich also gegen die staatliche Gewalt auflehnt, widersetzt sich der Anordnung Gottes und wird dafür bestraft werden...........Darum müsst ihr euch der Staatsgewalt unterordnen, nicht nur aus Furcht vor dem Zorn Gottes, sondern auch, weil euer Gewissen euch dazu anhält.

Weil die staatliche Ordnungsmacht im Dienste des Guten steht, zahlt ihr ja auch Steuern. Die Vertreter der Staatsgewalt erfüllen einen Auftrag Gottes, indem sie ständig für die Einhaltung der Rechtsordnung sorgen..........".

Mein engerer Freundeskreis und ich waren der Meinung, dass eine verbrecherische Staatsgewalt nicht von Gott kommen und der Eid auf einen Verbrecher uns nicht binden könne.

Die evangelischen Christen, im Lager waren an die 100 evgl. Pfarrer, hatten damit grössere Schwierigkeiten als wir. Der preussische König war ja Jahrhunderte lang ihr oberster Kirchenherr! Heute bejahe ich die Befreiungstheologie, auch wenn ich die Abgrenzungsschwierigkeiten sehe. Im Herbst 1944 kam aus Moskau eine grössere Delegation, bestehend aus Altkommunisten (z.B. Sobottka), drei deutschen Generälen (Edler von Daniels, von Korff und Lattmann), die in Stalingrad gekämpft hatten, sowie einem evangelischen und einem katholischen Pfarrer (Mohr). Vorträge hielten sie nicht. Was sie im Lager sollten, wussten wir nicht. Jedenfalls betrieben sie keine Propaganda. Nach einigen Wochen fuhren fast alle wieder ab.

Pfarrer Mohr und der Radiogruss

Pfarrer Mohr durfte die hl. Messe feiern und suchte Ministranten. Mit zwei Freunden meldete ich mich. Im Lager waren noch drei andere kath. Priester, die nun unterm Dachfirst zwischen dem Dachgebälk die Messe feiern konnten. Pfarrer Mohr hatte etwas Wein mitgebracht. Die Küche fertigte kleine Weissbrotstücke als Hostienersatz.

Unter den kath.Geistlichen war der Wehrmachtspfarrer Josef Vennemann, ein gebürtiger Münsteraner, dem ich auch ministrierte und den ich später hier wieder traf. Er war in Münster Stadtdechant und danach als Militärdekan Stellvertreter des kath.Bischofs der Bundeswehr. Auch er war ND'er. Er war als einzelner gefangengenommen worden und hatte ein verschliessbares goldenes Gefäss (wohl Ziborium genannt) für die Aufbewahrung von Hostien bei sich. Als die beiden älteren sowjetischen Soldaten, die ihn gefangen nahmen, die Hostien sahen, bekreuzigten sie sich und überliessen ihm das Gefäss. Er hatte es noch im Lager Grasowjetz.

Bei der Abreise von Pfarrer Mohr - ich hatte erfahren, dass er alle zwei Wochen sonntags über den Moskauer Sender "Freies Deutschland" eine kurze Ansprache hielt - bat ich ihn, im Anschluss an eine seiner Predigten einen Gruss an meine Eltern zu sprechen. Natürlich wusste ich, dass meine Eltern ohne Kurzwellensender den Gruss nicht hören konnten, hoffte aber, dass die Jesuiten in Breslau, die mich ja alle kannten, diese Nachricht hörten. Pfarrer Mohr glaubte nicht, dass die Russen den Gruss zuliessen. Ich drängte ihn, es doch zu versuchen, und argumentierte, die Russen müssten doch ein Interesse daran haben zu beweisen, dass deutsche Offiziere entgegen der Nazipropaganda gesund in sowjetischer Gefangenschaft seien. Er versprach mir, einen Versuch zu unternehmen. Tatsächlich bekam er die Erlaubnis. Mitte November 1944 wurde mein Vater im Dienst von einem Mann angerufen, der ihm den Inhalt des Grusses mitteilte. Als mein Vater um ein Treffen bat, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung, aus verständlichen Gründen müsse er auflegen. Es musste also jemand gewesen sein, der Kenntnis davon hatte, dass mein Vater in der Stadtverwaltung beschäftigt war.

Am 15.11.1944 bekamen meine Eltern einen Brief (abgestempelt in Ratibor) mit folgendem Wortlaut (siehe Anlage): "Viele herzl.Grüsse von Lt. Pirchalla der sich gesund und in Sicherheit befindet. Jemand der auf ein Lebenszeichen wartet".

Meine Mutter hatte nie an meinen Tod geglaubt. Mein Vater fing nun an zu hoffen. Wie oben schon berichtet, mussten meine Eltern auf meine Post bis Anfang 1947, also noch über zwei Jahre, warten.

Freiwillige Arbeit

Im Spätsommer 1944 wurden für eine naheliegende Flachsröste freiwillige Arbeitskräfte gesucht mit dem Versprechen, Zusatzverpflegung zu bekommen. Mit 20 jungen Offizieren zogen wir in den nächsten 4-6 Wochen täglich zu der etwa 1 km entfernt gelegenen Arbeitsstelle. Da ich der einzige war, der russisch sprach, wurde ich zum Brigadier gewählt mit der Folge, dass ich selbst nicht "Hand anlegen" musste. Der russische Chef gab mir bestimmte Aufträge. Ich teilte die Leute entsprechend ein. Meist musste der in Garben gelieferte Hanf von den Erntewagen ins Maschinenhaus getragen und dort in die Maschine geworfen werden. Es war ein schöner Spätsommer. Das Arbeitstempo glichen wir sehr schnell den russischen Gepflogenheiten an, so dass die Arbeit gut zu ertragen war. Mittags bekamen wir eine Suppe und Brei sowie 200 Gramm Brot. Lagersuppe und Brot wurden uns bis abends aufgehoben.

Wir bekamen erstmals Kontakt zu der russischen Bevölkerung, fast alles Frauen. Bald entwickelte sich ein reger Handel.

Da wir täglich 20 Gramm Tabak bekamen, hatten wir ein schönes Handelsobjekt. Aus dem Lager nahmen wir von Nichtrauchern Tabak mit, in der Regel Feinschnitt, den die russische Bevölkerung nicht hatte, und tauschten diesen gegen Brot und Eier. Hin und wieder bekamen wir im Lager ein rotes Stück sog. Toilettenseife (etwa 8x4x2 cm), auf das die Russen ganz erpicht waren. Für ein solches Stück gab es 4-5 Eier oder 1 kg Brot. Ein Ei bekamen die Posten, ein Ei unsere Brigade. Es war nicht ganz einfach, die Eier unversehrt ins Lager zu bringen.

Natürlich mussten der begleitende Posten und die Posten am Lagertor bestochen werden. Sie waren sicherlich auch hungrig. So wurden sie also unsere "Teilhaber". Ich war das alleinige "Sprachrohr" und musste alle Bestechungsversuche arrangieren. Von uns wurden zwei Mann beauftragt, die unsere "Güter" entgegennahmen und unter uns verteilten. Im Lager riss man sich bald um uns. Meine Bekannten warteten ungeduldig auf meine Rückkehr von der Arbeit.

Natürlich versuchten viele, die sich vorher nicht zur Arbeit gemeldet hatten, es sich unter den sichtbaren Umständen aber anders überlegt hatten, Arbeit zu bekommen. Der Chef der Flachsröste war mit einem Wechsel nicht einverstanden, wofür ich schon sorgte. So blieben wir.

Leider war diese Arbeit nach einigen Wochen beendet.

Unsere Brigade war nun, nachdem die Russen der Flachsröste mit unserer Arbeit zufrieden waren, für andere Einsätze begehrt. Und zwar wurden wir zum Entladen von amerikanischen Produkten auf dem 20 km entfernt liegenden Bahnhof Wologda angefordert. Hier war ich wieder Brigadier. Wir luden Trockenkartoffeln, Soja, Zucker u.a. von den Eisenbahnwaggons auf bereitstehende LKW's um. Die Zuckersäcke waren Doppelzentner, die nur schwer zu tragen waren. Mit zwei Mann schafften wir es. Hier gab es auch Zusatzverpflegung. Wir überlegten, wie wir wohl etwas organisieren konnten. So liessen wir uns von den Schneidern noch am ersten Abend in unsere Hosen und Jacken aus alten Hemden Leinensäckchen einnähen. Am Bahnhof wurde dann einer der unteren Sackzipfel angeschnitten, so dass Zucker, Soja, Trockenkartoffeln usw. in unsere Säckchen einfliessen konnten. Wir nahmen fast ausschliesslich Zucker mit. Ein Kilogramm und mehr konnten wir so täglich mitnehmen. Die anderen Produkte waren zu sperrig! Den Zipfel machten wir anschliessend mit Schnur oder Draht wieder zu. Meine Lagerfreunde lebten auf. Sie hatten einen "Mäzen" gefunden. Etwa lOx war ich bei dieser Arbeit. Die Russen verschoben die Ware Sack- bzw. LKW-weise. Leider ging diese Zeit schnell zu Ende. "Hamsterlager" konnten wir nur in geringem Umfang einrichten.

Interessant war folgendes: Eine Gruppe älterer Offiziere beklagte sich beim Russen darüber, dass nur unsere Gruppe zur Arbeit zugelassen wurde. Sie erreichten es auch, dass nicht wir, sondern sie zur Arbeit gerufen wurden, erwiesen sich aber als ungeeignet. Nach wenigen Stunden waren sie wieder zurück. Der russische Chef wollte nur uns haben.

Der Freundeskreis

Bald verband ich mich mit gleichgesinnten jungen Offizieren, die vor ihrer Einberufung zur Wehrmacht im Bund Neudeutschland, bei den Georgspfadfindern oder der Sturmschar tätig gewesen waren; also junge Männer, die auch aus der katholischen, bündischen Jugend hervorgegangen waren.

Wie hat man sich unter 4.700 Offizieren gefunden? Einmal waren es die Gottesdienste, in denen man auf den anderen aufmerksam wurde; zum anderen aber sprach man sich auf den Spaziergängen innerhalb des Lagers oder in den "Vorlesungen" an. Irgendwie hatte man gespürt, dass der andere "gleichgesinnt" war. Dieser Kreis bestand aus 15 bis 20 Leuten. Die meisten sangen im philharmonischen Chor - ND'er sind ja sehr sangesfreudig - , so dass wir uns täglich trafen. Wir verabredeten uns zum heimlichen Gebet in irgendeiner "Ecke" oder gingen diskutierend spazieren.

Irgendwann wurden wir nach Dienstgraden getrennt in verschiedene Baracken verlegt. Wir Leutnants kamen in die ebenerdigen, fensterlosen Kellergewölbe des Klosters, wo man fünfstöckige Pritschen errichtet hatte. Bei der Umverteilung konnten wir es so arrangieren, dass wir Freunde in der Nähe zueinander schliefen. Aufenthaltsräume gab es nicht. Wir versammelten uns also in irgendeiner Pritschenecke oder bei gutem Wetter im Freien. Nach dem Kriege habe ich viele wiedergesehen, mit einigen bin ich im ständigen Kontakt geblieben, so mit Felix Müller, der nach dem Kriege Theologie studierte und den ich - gerade verheiratet - als Kaplan in der Herz-Jesu-Pfarre in Münster traf -er hat unsere 5 Kinder getauft- , oder mit Erich Kosthorst, der hier Professor für Geschichte wurde. Aus dem Lager sind wir in Münster sechs ehemalige Gefangene, zu denen ich Kontakt habe.

Sprachunterricht

Im Spätherbst 1944 wurde ich wieder umquartiert. Im ersten Stock des Klosters wurden in einem Raum von etwa 100 qm in fünfstöckigen Pritschen Offiziere einquartiert, die nicht in Deutschland geboren waren - Ungarn, Rumänen, Finnen, Esten, Letten - , und solche Offiziere, die in den nach dem 1. Weltkrieg von Deutschland abgetrennten Gebieten (Elsass, Westpreussen, Ostoberschlesien) - also auch im Ausland - geboren waren. Ich gehörte also dazu und wurde so von meinen Freunden getrennt. Aus Ostoberschlesien waren wir fünf Offiziere.

Mein unmittelbarer Nachbar war ein deutschsprechender, älterer ungarischer Offizier, ein sehr sympathischer, intelligenter Mann, der sich entsetzlich gehen liess. Er wusch sich nicht und lag nur auf der Pritsche.

Nicht weit entfernt lag der Chefdolmetscher des Feldmarschalls Paulus, Graf (vielleicht auch nur Baron) Boris von Neidthard. Er sprach sechs Sprachen perfekt und hatte als junger Kadett in der zaristischen Armee gedient. Er hatte grosse Angst, dass man ihn erschiessen würde, und war sehr nervös. Neidthard war ein Kettenraucher und tauschte Tabak gegen Brot. Wir vereinbarten folgendes: Er bekam meinen Tabak (täglich 20 Gramm). Dafür musste er mit mir nur russisch sprechen und meine grammatikalischen Kenntnisse vervollkommnen. Wir hatten kein Papier. Die Birkenrinde wurde ins Wasser gelegt, die einzelnen Schichten (wie Seide) blossgelegt und zu "Heften" gefaltet. Mit angespitzter Holzkohle wurde geschrieben. Bei ihm lernte ich vor allem russische Konversation, russische Idioms.

Mein Tabak hat in den folgenden Jahren eine grosse "Rendite" gebracht: Ich brauchte nicht mehr "mit den Händen" zu arbeiten und war nicht mehr hungrig. Und das noch fünf (!) Jahre lang. Leider ging dieser Sprachunterricht nach etwa fünf Wochen zu Ende, da ich das Lager verlassen musste.


Dr. jur. Werner Pierchalla
Rumphorstweg 65
48147 Münster
Tel.: 0251/232880

Lebenslauf von Werner Pierchalla

Dr. Werner PierchallaAm 26. September 1943 geriet Werner Pierchalla (geb. 1.1.1922) als Leutnant der Artillerie bei Melitopol (am Asowschen Meer gelegen) in sowjetische Gefangenschaft. Er wurde erst nach Weihnachten 1949 zu seinen Eltern nach Halle/Westf. entlassen.

Von Melitopol kam er nach anfänglichen Verhören mit einer Gruppe von Kriegsgefangenen nach einem langen Marsch, den nur wenige überlebten, am 7.11.1943 im Lager Frolov etwa 100 km von Stalingrad entfernt an. Am 18.12.1943 kam er von dort mit 17 Offizieren in das Lager Grjasowjetz.

Insgesamt war Werner Pierchalla in 12 sowjetischen Gefangenenlagern.

Als Oberbürgermeister von Münster / Westfalen (1972-1984) initiierte er mit Unterstützung des damaligen sowjetischen Botschafters Valentin Falin die Partnerschaft mit der Stadt Rjasan, welche sich heute erfolgreich weiter entwickelt.

Kategorie: Erinnerungen von Kriegsgefangenen | Hinzugefügt von: Anatoli
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